Metz

Muslimische Busfahrerin in Ausbildung wegen Kopftuch entlassen

Eine Muslimin aus Frankreich wurde wegen ihres Kopftuchs aus ihrem Job als Busfahrerin entlassen. Jetzt sollen rechtliche Schritte eingeleitet werden.

09
08
2023

Ferhan Yılmaz, eine 44-jährige Mutter von drei Kindern, die in Metz (Frankreich) lebt, wurde laut eigenen Aussagen gegenüber Medien als auszubildende Busfahrerin von dem Unternehmen „Kéolis“ gekündigt. Grund sei ihr Kopftuch. Sie habe am 3. Juli 2023 ihr Vorpraktikum bei dem Unternehmen begonnen, sei aber noch am selben Tag wegen ihres Kopftuches entlassen worden.

„Ich habe drei Monate lang eine Vollzeitausbildung absolviert, um meinen Busführerschein über die Agentur für Arbeit zu erhalten. Nach Abschluss der Prüfungen musste ich ein Praktikum absolvieren, um meinen Führerschein zu erhalten. Ich habe mich bei Kéolis, dem führenden Unternehmen in Frankreich, beworben. Nach einem Telefoninterview wurde ein Termin vereinbart, und ich bin zu einem Vorstellungsgespräch in das Unternehmen gegangen“, so Yılmaz gegenüber Medien.

„Kopftuch war immer ein Problem am Arbeitsplatz“

Yılmaz gab an, dass sie am Arbeitsplatz sehr gut aufgenommen wurde. Auch habe man ihr nach dem Praktikum eine Stelle angeboten. Dabei wurde laut Yılmaz ihr Kopftuch während des Gesprächs nicht erwähnt. „Da mein Kopftuch an meinen früheren Arbeitsplätzen manchmal ein Problem war, war ich auch froh, dass ich hier gut aufgenommen wurde und mein Kopftuch nicht einmal erwähnt wurde“, sagte Yılmaz.

Doch nur ein Tag nach dem Praktikum soll sich die Situation geändert haben. Obwohl sie eine Stelle angeboten bekommen hatte, habe eine Mitarbeiterin im Nachgespräch am Telefon gesagt, dass sie mit dem Kopftuch nicht im Unternehmen arbeiten dürfe. „Als ich sie daran erinnerte, dass sie mich beim ersten Vorstellungsgespräch mit Kopftuch gesehen und mir sogar eine Stelle angeboten hatten, sagte sie, dass es nicht um sie ginge und dass sie dazu gezwungen sei“, so Yılmaz.

„Ich wurde schikaniert“

Ferhan Yılmaz wolle nun rechtliche Schritte einleiten und das Verfahren öffentlich machen. „Ich wurde schikaniert. Der Lokalzeitung, mit der ich in Kontakt stand, wurde von der Arbeitsstelle mitgeteilt, dass ich zum ersten Vorstellungsgespräch ohne Kopftuch erschienen sei und dass sie mich so akzeptierten. Ich habe mein Kopftuch jedoch nie abgelegt, seit ich ein kleines Mädchen war. Außerdem wurden von der Arbeitsstelle gegenüber der Zeitung einige Aussagen gemacht, dass ich nicht ihre Praktikantin sei. Ich kann mit den Fotos, die ich am ersten Tag meines Praktikums gemacht habe, und dem eigens für mich ausgestellten Namensschild das Gegenteil beweisen. Ich werde meine Rechte bis zum Ende durchsetzen“, so Yılmaz abschließend.

Leserkommentare

Minimalist sagt:
Die 44-jährige Frau beklagt sich bezüglich ihrer religiös begründeten Kopftuch-Verhüllung: "Ich wurde schikaniert!" Denkt sie auch manchmal an ihre Glaubensschwestern in streng islamisch dominierten Ländern, wo im Namen des Islam Frauen mit Hilfe der Religionspolizei unter Aufwendung drastischer Mittel und verschärfter Strafandrohungen regelrecht zu permanenten Kopftuch-Verhüllungen gedrängt und gezwungen werden? Wie glücklich müßte sie doch dort sein, wo überall das ständige Tragen muslimischer Kopftücher für alle Frauen staatlich und klerikal angeordnet und durch Überwachung fürsorglich erzwungen wird. Oder etwa nicht? Dort kann leider keine Frau diesbezüglich wirksame rechtliche Schritte einleiten und diese auch noch durch die Medien auffällig öffentlich machen und der Presse Interviews geben.
09.08.23
14:35
Abdussamed sagt:
Lieber Minimalist, was ist deine Absicht? Was hat die Situation in Iran mit der Situation in Frankreich zu tun? (Es gibt überhaupt kein Sinn ein Unrecht mit einem anderen Unrecht zu legitimieren. Unrecht existiert in jedem Land, so könnte man jedes Unrecht legitimieren. Denke bitte zu Ende, wohin diese Haltung führt) Hast du über deine Aussage und deiner Intention mal nachgedacht? Ist es so schwer mit einer Frau zu solidarisieren, die offensichtlich diskriminiert wird?
10.08.23
16:02
grege sagt:
Auf welcher Basis soll denn hier Diskriminierung vorliegen. Maßgeblich sind hier die französische Gesetzgebung und Rechtsprechung im Rahmen geltender EU Regelungen. Letztere besagen explizit, dass Kopftuchverbote eines privaten Arbeitsgebers keine Diskriminierung darstellen, insbesodere dann, wenn Angehörige anderer Religionen ebenso nicht ihre Symbole zeigen dürfen (https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eugh-kopftuch-105.html). Vielleicht sollte man sich detallierter mit dem Sachverhalt befassen, bevor grundlos Nichtmuslime der Diskrminierung bezichtigt werden.
11.08.23
19:24
Minimalist sagt:
Wann findet bitte hier auch mal Solidarität mit den verfolgten Frauen in streng hierarchisch dominierten Ländern des Islam statt? Gibt es hier auch mal eine Thematisierung des vielen Unrechts im Namen des Islam, wie es täglich weltweit geschieht? Was ist dagegen schon das relativ kleine Kopftuch-Problem jener Busfahrerin in Metz, wie es hier groß herausgestellt wird? Selbstverständlich legitimiere ich grundsätzlich keinerlei Diskriminierung oder Unrecht. Nur die Frauen im Iran leiden extrem viel mehr als es bei muslimischen Frauen in Frankreich der Fall ist oder sein kann. Im Iran wird das islamische Kopftuch primär als politisches Herrschaftsinstrument benutzt & vehement eingesetzt. In Frankreich und Europa will man aber gerade das verhindern.
11.08.23
22:48
Abdussamed D. sagt:
Lieber Grege, ich habe den relavanten Teil der EU- Regelung unten zitiert. In dem vorliegenden Fall, ist die Rede nicht nur von willkürrlichem Vorgehen des Unternehmens, sondern auch von Verleumdung die Rede. Unter Vorbehalt dass sich die Sachen wie hier dargesellt ereignet haben, ist die Sache juristisch sehr eindeutig. Das Frankreich mit eines der Islamfeindlichste Länder ist, ist ja auch kein Geheimnis. Demnach ist die juristische Ebene, das eine, die offensichtlich feindliche Haltung gegenüber seiner Minderheit, das Andere. Greg, wie soll denn deiner Meinung Zusammenleben gelingen, wenn du die Frauen, die ihrer Berufung nachgehen wollen, dazu formal zwingst, ihr Kopftuch abzulegen. Du musst es nicht gut finden, jedoch solltest du deine Augen öffnen, gegenüber der Realität. Diese besagt, dass es genug Frauen gibt, die von ihrem Recht gebrauch machen wollen, den Hijab selbstverständlich auch im öffentlichen Leben und auf der Arbeit tragen wollen. Man wird mit Zwang nicht weitkommen, sondern wird nur Widerstand erzeugen. "....pauschale Verbote einzelner Symbole wie dem Kopftuch sind in Unternehmen weiterhin verboten.“
15.08.23
13:39
Abdussamed sagt:
@ Minimalist, gerne würde ich dich mit deinem persönlichen Namen ansprechen, könntest du mir diesen verraten? "Wann findet bitte hier auch mal Solidarität mit den verfolgten Frauen in streng hierarchisch dominierten Ländern des Islam statt?" --> Frage 1 : Was hat die vermeintliche Verfolgung einer Frau , in einem vermeintlich hierarchisch dominierten Land "des Islam" mit der hiesen Thematik zu tun? Ich wiederhole mich ungern jedoch kann ein Unrecht in einem anderen Land, keine Legitamtion für das Unrecht im eigenen Land sein. --> Frage 2: "Was ist dagegen schon das relativ kleine Kopftuch-Problem jener Busfahrerin in Metz, wie es hier groß herausgestellt wird?" -->Wonach wird ein Leid als klein oder groß definiert ? Reicht es nicht aus, das ein Mensch dies als Leid empfindet? Man kann die iranische Politik aus der eurozentrischen Brille betrachtet als schlecht bezeichnen, jedoch besagt dies nicht , dass man dies auch als Maßstab nehmen muss. Wenn der Iran eine Verhüllüng der Frau als Sittengebot mit Zwang durchsetzt und demnach ein Gesetzt daraus entsteht, dann bleibt dem Außenstehenden Europäer nichts anderes übrig, als dies zu respeketieren. Frauen aus der eigenen Ideologie heraus, dabei zu unterstützen, geltende Gesetze zu missachten, wird nur größere Probleme mit sich bringen. Ich stelle mir vor, jemand aus dem Ausland würde gleiches in Deutschland versuchen und die Menschen zu dem nicht einhalten von Gesetzen aufrufen. Dann wäre aber hier was los. ISLAMISIERUNG DES ABENDLANDES Zwang exisitert übrigens nicht nur in Iran, sondern auch in Deutschland. Beispiel Wie viele andere auch, wurde ich bezüglich der GEZ Gebühren nicht gefragt und muss diese Zahlen, ob ich ein Fernsehgerät oder Radio nutze oder nicht. Auch die Anbindung der Wirtschaft an die europäische Zentralbank oder die wirtschaftliche Abhängigkeit, die damit einhergeht, habe ich nicht zu verschulden und ich wurde auch nicht gefragt. Es wurde einfach für den Bürger entschieden. Und zu dem Argument mit dem Herschaftsinstrument --> Herrschaft drückt sich nicht durch das formale Tragen eines Hijabs aus ( im Iran ist das Gebot noch sehr locker, Haare sind teilweiße zu sehen) sondern ist viel weitgreifender. Die Frauen in Deutschland sind nicht gezwungen einen Hijab zu tragen, jedoch bedeutet dies nicht, dass man nicht über sie herrschen würde. Seit Jahren haben wir ein Problem, den Frauen in Deutschland einen gerechten Lohn zu geben. Obwohl diese Frauen keinen Hijab tragen, dürfen Sie nicht am großen Kuchen mitessen. Dies bleibt bei Ihrer Argumentation außer Acht. Auch sexueller Missbrauch ist in der hiesigen Gesellschaft ein sehr großes Thema, möchte man in der Karriereleiter als Frau aufsteigen, kann es bedeuten, dass ich es dem ein oder anderen "Herren" recht machen muss. Ähnliche Fälle wurden da auch schon in der Politik laut. ME TOO lässt grüßen. So könnte man meinen, dass in diesem Kontext ein Hijab, der ja nicht nur ein Stück Stoff darstellt, sondern die Verdeckung der Aurah-Bereiche bedeutet, und auch einhergeht mit einem sittenhaften Verhalten, davor schützen könnte, dass die hiesigen "Triebgeseteuerten Obermanager" ihre Grenzen wahren und gar nicht in Versuchung kommen. Vielleicht hilft es mal, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und die eigenen vermeintlichen Werte mal zu hinterfragen ...
15.08.23
14:17
grege sagt:
Zunächst einmal sollte man ein Gesetz oder ein Urteil gesamthaft lesen und verstehen. Wenn das Unternehmen ebenso das Tragen von Symbolen anderer Religionen oder Weltanschauungen verbietet, liegt gemäß EU Recht und dem Urteil des EUGH keine Diskriminierung vor. Ich war früher auch bei Unternehmen mit Kleidervorschriften beschäftigt und kam dennoch meiner Berufung nach. Als Arbeitnehmer muss man sich auch ein Stückweit - übrigens im Einklang mit geltendem EU Recht – den Gepflogenheiten eines Unternehmens anpassen oder man soll sich einen anderen Arbeitgeber suchen. Da wir uns in Frankreich / Europa befinden, ist hier ebenso die eurozentrische Sicht auch für Muslime maßgebend. Das Argument, mit dem du das Kopftuchgebot im Iran rechtfertigst, legitimiert ebenso das hier erwähnte Verbot in einzelnen Unternehmen. In beiden Fällen stehen Verbote und Gebote im Einklang mit dem jeweils staatlichem Gesetz. Auch dieser und dein nachfolgender Beitrag an Minimalist zeigen die Widersprüche deiner Argumente auf. Ob jemand diskriminiert wird oder nicht, hängt nach Deiner Ansicht offensichtlich nicht vom Sachverhalt sondern von der Religionszugehörigkeit von Täter und Opfer ab. Ob hier in dem Fall ebenso Verleumdung vorliegt, wäre ebenfalls juristisch zu klären. Schließlich ist in dem Beitrag nur die Sichtweise der Frau wiedergegeben worden, das Unternehmen wurde nicht direkt befragt, was schon alleine auf eine schlechte Recherchequalität des Autors dieses Artikel hinweist. Mein lieber Abdussamed, haben Sie mal an die Terroranschläge von islamischen Extremisten in Frankreich gedacht. Diese haben Lehrer , katholische Geistliche enthauptet, dutzende Menschen in einem Massaker niedergemetzelt oder in die Luftgesprent und , was mich am meisten erschreckt, eine überlebende jüdische Greisin eines KZ vom Balkon eines Mehrparteienhauses in den Tod gestoßen. Vor dem Hintergrund mutet dieser umsttrittene Vorfall hier mit lückenhafter Faktenlage eher als Lachnummer an. Bevor sich über Islamfeindlichkeit mokieren, sollten sie sich mal dieser Verbrechen gedenken. Gerade als Muslim sollte man angesichts dieser Tragödien mehr Empathie zeigen und mit haltlosen Vorwürfen, die sie in stigmatisierender und pauschalisierender Weise gegennüber Frankreich geäußert haben, zurückhaltend sein. Überlegen Sie mal wie Sie auf die analoge Behauptung reagieren würden: „Der Islam ist die feindseeliste Religion“ Frankreich gehört also zu den islamfeindlichsten Ländern? Seltsamerweise fehlt hier eine stichhaltige Begründung. Komisch ist ebenso, warum denn dann so viele Muslime freiwillig in Frankreich (mit der höchste Bevölkerungsanteil in Europa) leben und nicht in ein muslimisches Land südlich oder östlich des Mittelmeeres auswandern? Kein Muslim, mit Ausnahme von Gefängnisinsassen, wird in Frankreich gegen seinen Willen festgehalten.
17.08.23
21:16
grege sagt:
Lieber Abussamed,, hier dein Zitat "Greg, wie soll denn deiner Meinung Zusammenleben gelingen, wenn du die Frauen, die ihrer Berufung nachgehen wollen, dazu formal zwingst, ihr Kopftuch abzulegen." Mit Bezug auf den Iran forme ich den Satz um: "Abussamed, wie soll denn deiner Meinung Zusammenleben gelingen, wenn du die Frauen, die ihrer Berufung nachgehen wollen, dazu formal zwingst,gegen ihren Willen das Kopftuch zu tragen". Du zeigst ein erschreckendes Maß an Doppelmoral, wenn du einerseits den Kopftuchzwang im Iran rechtfertigst, im gleichen Atemzug Bekleidungsvorschriften, die diskriminierungsfrei und legal für alle Angestellten am Arbeitsplatz in Europa gelten, für diskriminierend / islamfeindlich häst. Mit dem Verhalten machst du dich unglaubwürdig. Abussamed, du solltest du nur das fordern, was du auch selber geben willst (typischer Lehrsatz aus dem Kindergarten)
17.08.23
21:41
grege sagt:
Abussamed sollte sich vielleicht erst mal Gedanken über die Probleme seiner Glaubensschwestern in islamischen Ländern , bzw. Ländern mit dominierendem muslimischen Bevölkerungsanteil machen. Hier besteht leider enormer Handlungsbedarf in Sachen Diskriminierung, Misshandlung und Missbrach. Ich hätte es ebenso maßlos empfunden, wenn ein deutscher Büger in 40er Jahres des letzten Jahrhunderts nur den Antisemitismus in den USA thematisiert hätte und den in Nazideutschland verschwiegen hätte.
17.08.23
21:59