Osnabrück

Erste Absolventen des Islamkollegs bekommen Zertifikate

Am Samstag erhielten die ersten Absolventen der Imamausbildung des Islamkollegs Deutschland ihre Zertifikate. Doch, dass Imame in Deutschland ausgebildet werden, ist nichts Neues.

02
10
2023
Islamkolleg
Schloss der Universität Osnabrück © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Die ersten 26 Absolventen des Islamkollegs Deutschland habe am Samstag in Osnabrück ihre Abschlusszertifikate bekommen. Die Absolventen nahmen an einer berufsbegleitenden praktischen Ausbildung zum Imam teil. 

Es sei ein historischer Tag, sagte Altbundespräsident Christian Wulff, der Vorsitzender des Kuratoriums des Kollegs ist. „Das erste Mal werden Imame ihre Ausbildung in Deutschland in deutscher Sprache abschließen, das hat es zuvor nicht gegeben“, sagte Wulff. Angesichts der Millionen in Deutschland lebender Muslime sei dies längst überfällig gewesen. „Es ist ein großer Beitrag zur Integration“, betonte Wulff.

Das Islamkolleg Deutschland wurde Ende 2019 mit Sitz in Osnabrück gegründet, im Sommer 2021 nahmen die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ausbildung auf.

Das vom Bundesinnenministerium geförderte Kolleg ist eine verbandsübergreifende und in Kooperation mit islamischen Theologinnen und Theologen aus Deutschland gegründete Einrichtung für die Ausbildung von islamischen Geistlichen und Seelsorgern in deutscher Sprache, sagte der wissenschaftliche Direktor Bülent Uçar. Voraussetzung für die grundständige Imamausbildung ist in der Regel der Abschluss eines wissenschaftlichen Studiums der islamischen Theologie in Deutschland. Das Kolleg bemühe sich, ein möglichst großes Spektrum der islamischen Theologie abzubilden. 

Kritik an der Euphorie

Die aktuelle Euphorie, dass es endlich in Deutschland ausgebildete Imame gebe, könne Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş nicht nachvollziehen. „In Deutschland ausgebildete Imame gibt es schon lange“, erklärt Mete. Die vier großen islamischen Religionsgemeinschaften bilden ihre Imame bereits in Deutschland aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe noch kürzlich in seiner Rede auf der 50-Jahres-Jubiläumsfeier des VIKZ in Köln lobend drauf hingewiesen. Die Ausbildung von Imamen sei inhaltlich wie finanziell selbstverständlich exklusive Angelegenheit der islamischen Religionsgemeinschaften. Sie kennen die Bedarfe der Menschen in den Gemeinden am besten. „Hier darf es keine staatliche Einmischung geben, auch nicht indirekt oder durch Übergangsmodelle“, erklärt Mete weiter.

Auch kritisiert Mete die Berichterstattung hiesiger Medien über die Imamausbildung in Deutschland. Sie habe „starke Schlagseite“. „Beim Islamrat und der IGMG, DITIB sowie VIKZ absolvieren jährlich Dutzende Imame ihre Ausbildung. Berichte darüber gibt es selten“, erklärt Mete abschließend. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Salim Spohr sagt:
Salam. Wenn Ali Mete, die, wie er es nennt „aktuelle Euphorie“ darüber, daß es nun in Deutschland ausgebildete Muslime gebe, „nicht nachvollziehen“ kann, da die vier großen islamischen Religionsgemeinschaften das bereits täten, so erscheint diese Haltung des Generalsekretärs der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş mit Blick auf das aktuelle Ereignis der Zertifizierung der ersten 26 Absolventen des „Islamkollegs Deutschland“ auf den ersten Blick als durchaus nachvollziehbar, dies bei näherem Zusehen indes nur dann, wenn man das zweite Moment des gefeierten Ereignisses mit Ali Mete geflissentlich übersieht, welches Christian Wulff benennt, wenn er vom ersten Mal spricht, da „Imame ihre Ausbildung in Deutschland in deutscher Sprache“ abschlössen, sofern das tertium comparationis hier wohl nämlich eben nicht allein der Umstand ist, daß diese Ausbildung in Deutschland, sondern der, daß sie zudem in deutscher Sprache geschieht. Was das genau bedeutet, ist dem Artikel nicht zu entnehmen. Ich gehe davon aus, daß weder die Fâtiḥa im Gebet noch der Grundtext der Khutba (mit Ausnahme des aktuellen Teils) statt in seiner arabischen Form auf Deutsch zur Sprache kommen soll. — Problematisch aber bleibt, wie von Mete zu Recht moniert, der Einfluß des Staates bzw. des Innenministeriums, von dessen Förderung das Kolleg ja abhängt. Und hier scheint die eigentliche Diskussion ja erst beginnen zu müssen.
04.10.23
9:33