Am Samstag erhielten die ersten Absolventen der Imamausbildung des Islamkollegs Deutschland ihre Zertifikate. Doch, dass Imame in Deutschland ausgebildet werden, ist nichts Neues.
Die ersten 26 Absolventen des Islamkollegs Deutschland habe am Samstag in Osnabrück ihre Abschlusszertifikate bekommen. Die Absolventen nahmen an einer berufsbegleitenden praktischen Ausbildung zum Imam teil.
Es sei ein historischer Tag, sagte Altbundespräsident Christian Wulff, der Vorsitzender des Kuratoriums des Kollegs ist. „Das erste Mal werden Imame ihre Ausbildung in Deutschland in deutscher Sprache abschließen, das hat es zuvor nicht gegeben“, sagte Wulff. Angesichts der Millionen in Deutschland lebender Muslime sei dies längst überfällig gewesen. „Es ist ein großer Beitrag zur Integration“, betonte Wulff.
Das Islamkolleg Deutschland wurde Ende 2019 mit Sitz in Osnabrück gegründet, im Sommer 2021 nahmen die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ausbildung auf.
Das vom Bundesinnenministerium geförderte Kolleg ist eine verbandsübergreifende und in Kooperation mit islamischen Theologinnen und Theologen aus Deutschland gegründete Einrichtung für die Ausbildung von islamischen Geistlichen und Seelsorgern in deutscher Sprache, sagte der wissenschaftliche Direktor Bülent Uçar. Voraussetzung für die grundständige Imamausbildung ist in der Regel der Abschluss eines wissenschaftlichen Studiums der islamischen Theologie in Deutschland. Das Kolleg bemühe sich, ein möglichst großes Spektrum der islamischen Theologie abzubilden.
Die aktuelle Euphorie, dass es endlich in Deutschland ausgebildete Imame gebe, könne Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş nicht nachvollziehen. „In Deutschland ausgebildete Imame gibt es schon lange“, erklärt Mete. Die vier großen islamischen Religionsgemeinschaften bilden ihre Imame bereits in Deutschland aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe noch kürzlich in seiner Rede auf der 50-Jahres-Jubiläumsfeier des VIKZ in Köln lobend drauf hingewiesen. Die Ausbildung von Imamen sei inhaltlich wie finanziell selbstverständlich exklusive Angelegenheit der islamischen Religionsgemeinschaften. Sie kennen die Bedarfe der Menschen in den Gemeinden am besten. „Hier darf es keine staatliche Einmischung geben, auch nicht indirekt oder durch Übergangsmodelle“, erklärt Mete weiter.
Auch kritisiert Mete die Berichterstattung hiesiger Medien über die Imamausbildung in Deutschland. Sie habe „starke Schlagseite“. „Beim Islamrat und der IGMG, DITIB sowie VIKZ absolvieren jährlich Dutzende Imame ihre Ausbildung. Berichte darüber gibt es selten“, erklärt Mete abschließend. (dpa, iQ)