Die Planung des muslimischen Friedhofs in Wuppertal schreitet gut voran. Das Vorzeigeprojekt war aufgrund von Starkregen in Verzug geraten.
In Wuppertal soll der erste islamische Friedhof Deutschlands entstehen. Geplant war die Eröffnung für 2018, doch aufgrund anfänglichen Finanzierungsschwierigkeiten und den Erdfällen durch Starkregen vor einigen Jahren in Verzug geraten. Der für 2018 geplante Start des Friedhofs wird höchstwahrscheinlich nächstes Jahr stattfinden.
Der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins „Muslimische Friedhöfe Wuppertal“ Samir Bouaissa ist über die Fortschritte erleichtert. „Ich habe den Eindruck, dass wir nun die Unterstützung der Stadt Wuppertal haben und nach langer Verzögerung ein angemessenes Ergebnis in Sicht ist“, sagte Bouaissa gegenüber IslamiQ erleichtert. Es habe Phasen gegeben, in denen man niedergeschlagen war und dachte, es führt nie zum Ergebnis. Es müsse immer etwas geklärt werden.
Bouaissa ist es wichtig, endlich einen Friedhof in muslimischer Trägerschaft in Deutschland zu haben. „Nur so können wir den Muslimen hier das Gefühl geben, eine Heimat zu haben.“ Wenn man darüber nachdenken müsse, wo man bestattet wird, fehle etwas. „Als Pilotprojekt hoffe ich, dass viele andere Städte dem folgen.“ Auf Friedhöfen in Deutschland gilt in der Regel eine Verweildauer der Gräber von 20 bis 25 Jahren. Nach muslimischem Bestattungsritus werde ein Toter „für die Ewigkeit“ beigesetzt. Dies soll jedoch auf dem neuen muslimischen Friedhof möglich sein. Im Unterschied zu jüdischen oder christlichen Toten werden muslimische Tote nicht in Särgen, sondern in Leinentüchern, gen Mekka bestattet.
Aufgrund des Starkregens vor zwei Jahren ist der anliegende Bach unter dem Grundstück hergelaufen und hat an bestimmten Stellen dafür gesorgt, dass die Erde eingesackt ist – an einer Stelle besonders viel. Laut Gutachten sei es eine einmalige Situation, die nicht noch einmal vorkommen werde. Daraufhin habe man den Antrag auf Baugenehmigung eingereicht.
In der Zwischenzeit sei eine Stelle größer geworden. Der Wupperverband und die Stadt Wuppertal arbeiten nun daran, wie die Stelle zum Vorteil für das Bauprojekt genutzt werden kann, damit es bei erneutem Starkregen keine Überflutungen mehr gibt. So soll die Stelle als sogenannter Schluckbrunnen dienen. Das sieht positiv aus: Der geänderte Bauantrag wird zeitnah eingereicht. Vorstandsvorsitzender Samir Bouaissa geht davon aus, schon dieses Jahr mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Das Ganze sei jedoch abhängig von den Behörden. Mit dem ersten Bauabschnitt könnten die Arbeiten zügig beginnen, sobald die Behörden die Genehmigung erteilen. Der planerische Aufwand für den Abschnitt sei nur gering.
Das für den Friedhof vorgesehene Grundstück ist in mehrere Bauabschnitte eingeteilt. Der erste Bauabschnitt soll aus mehreren hundert Gräbern bestehen und ist von der Lage her zügig bebaubar. Für den zweiten Bauabschnitt sind ebenfalls Gräber vorgesehen, allerdings müssen dort Vorarbeiten geleistet werden, da dieser Teil des Friedhofs aktuell mit Bäumen bewachsen ist. Für den dritten Bauabschnitt ist eine Ortschaft für Totengebete und rituelle Waschung vorgesehen.
Durch die Naturkatastrophe entstanden zusätzliche Kosten. Der Verein musste zusätzlich die Kosten für die Gutachten tragen. Der Wupperverband und die Stadt tragen weitere Kosten, die aufgrund der Gewässer entstanden sind. Für die weiteren Arbeiten ist der Verein auf Spenden angewiesen. Eine kleine Förderung werde man von der Stadt Wuppertal erhalten.
Für die zwei letzten Bauabschnitte, insbesondere für den Platz der Begegnung, ist der Verein im Austausch mit dem Bundestagsabgeordneten Helge Lindh. Er setzt sich aktiv für weitere Fördermittel des Bundes ein. Das sei bislang nicht sicher, aber Bouaissa hofft auf eine positive Entwicklung: „Das würde uns entlasten.“
Das Besondere an dem Projekt ist, dass der muslimische Friedhof an einen christlichen und einen jüdischen Friedhof angrenzt. So ist ein „Platz der Begegnung“ geplant, in der sich Besuchergruppen treffen und Bestattungsriten aller drei Religionen erkunden können. Das soll Teil des dritten Bauabschnittes sein und muss noch geplant werden.