Die neue AIWG-Studie zu islamischen Bestattungen offenbart einen Mangel an Fachwissen auf deutschen Friedhöfen, obwohl rechtlich vieles möglich ist. Die wachsende Nachfrage stellt Friedhofsbetreiber vor neuen Herausforderungen.
Für Bestattungen von Muslimen nach islamischen Ritus auf deutschen Friedhöfen fehlt laut einer Studie oft das nötige Fachwissen. Zwar sei die Beisetzung rechtlich auf vielen Friedhöfen inzwischen möglich, jedoch häufig nicht bekannt, was bei Bestattungen von Muslimen und der Einrichtung von islamischen Grabfeldern zu beachten ist und an wen sich Friedhöfe bei Fragen wenden könnten.
Zu diesem Fazit kommt die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Universität Frankfurt in ihrer am Dienstag veröffentlichten Erhebung. Daran hätten sich bundesweit fast 90 Prozent der mehr als 300 Friedhofsverwaltungen beteiligt, die über islamische Grabfelder verfügen.
Demnach wollen immer mehr Musliminnen und Muslime in Deutschland nach ihrem Tod auch hierzulande beerdigt werden. „Das deutsche Bestattungsrecht berücksichtigt weitgehend religiöse Vorstellungen von Musliminnen und Muslimen“, hieß es. „Ohne Sarg, ausgerichtet nach Mekka – nach diesen religiösen Vorgaben werden Muslime traditionell beerdigt.“ In Deutschland leben mehr als 5,5 Millionen Musliminnen und Muslime.
Die Studie trägt den Titel „Islamische Grabfelder und Bestattungen auf deutschen Friedhöfen“. Sie liefere erstmals ein Bild zum aktuellen Stand von islamischen Bestattungen auf kommunalen Friedhöfen in Deutschland, so Autor Thomas Lemmen von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen.
Mancherorts hätten Friedhofsbetreiber bei der Befragung angegeben, „dass heute etwa fünfmal so viele Muslime dort bestattet werden würden wie noch vor 30 Jahren“, schreibt Raida Chbib, Geschäftsführerin an der Akademie, in der Studie. Dies stelle Friedhofsbetreiber vor neue Herausforderungen. „Einerseits erkennen sie den Bedarf an islamkonformen Bestattungen und möchten darauf reagieren, andererseits fehlt es ihnen oft an Informationen über Ansprechpartner zu Fragen der Friedhofseinrichtung und islamkonformer Durchführung von Begräbnissen.“
Daher präsentiere die Publikation nicht nur empirische Daten und Informationen zur historischen Entwicklung von islamischen Bestattungen in Deutschland, sondern erläutere auch deren Ablauf und Rituale. (KNA, iQ)