Hanau, der Nahost-Krieg und das Kopftuchverbot. Auch im Jahr 2024 gibt es wichtige Jahrestage und Termine für Muslime. Eine Zusammenfassung.
Neben dem Nahost-Krieg, dem Anstieg von Rassismus und Islamfeindlichkeit in Deutschland und die Inflationskrise standen auch weitere Themen für Muslime im Mittelpunkt. Beim Übergang ins neue Jahr ist es nicht nur sinnvoll Revue passieren zulassen, sondern auch auf das kommende Jahr zu blicken. In unserem Jahresausblick haben wir Jahrestage und Termine zusammengestellt, die 2024 für Muslime wichtig sind.
12. Januar 2024 – Beginn der heiligen drei Monate
19. Februar 2024 – Rassistischer Anschlag in Hanau
Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Rechtsextremist in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen, unter anderem in der Arena-Bar und in dem benachbarten Kiosk. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Aktuell klärt ein Untersuchungsausschuss, ob es rund um die Tat zu einem Behördenversagen kam.
11 März 2024 – Beginn des Monat Ramadans
10. – 12. April 2024 – Ramadanfest
06. Mai 2024 – Vor 11 Jahren: In München beginnt der NSU-Prozess
Der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier weitere mutmaßliche Unterstützer des Terrornetzwerks „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) begann am 6. Mai 2013 vor dem Oberlandesgericht München. Am 11. Juli 2018 wurde Beate Zschäpe zu lebenslanger Haft verurteilt, unter anderem wegen mehrfachen Mordes und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Bisher werden dem NSU zehn Morde, drei Sprengstoffanschläge, 15 Raubüberfälle sowie eine Brandstiftung zugerechnet.
29. Mai 2024 – Vor 31 Jahren: Brandanschlag in Solingen
Am 29. Mai 1993 wurde in Solingen das Haus der Familie Genç von Rechtsextremisten in Brand gesetzt. Der Brandanschlag gilt als eine der folgenschwersten rassistischen Taten in der Geschichte der Bundesrepublik, er löste weltweites Entsetzen aus. Das Ehepaar Genç verlor zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. Schon kurz nach dem Attentat hatte Mevlüde Genç zur Versöhnung aufgerufen und immer wieder gemahnt, dass dem Hass Einhalt geboten werden müsse.
16. – 19. Juni 2024 – Kurbanfest
01. Juli 2024 – Vor 15 Jahren: Marwa El-Sherbini wurde im Landgericht ermordet
Am 01. Juli 2009 wurde Marwa El-Sherbini Opfer eines islamfeindlichen und rechtsextremen Angriffes im Dresdner Landgericht. Die 31-jährige Pharmazeutin sollte vor dem Landgericht Dresden als Zeugin aussagen. Der spätere Täter hatte sie auf einem Spielplatz unter anderem wegen ihres Kopftuches beschimpft und beleidigt. Sie musste sterben, weil sie Muslimin war. Marwa wurde nur 31 Jahre alt.
11. Juli 2024 – Genozid in Srebrenica
Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica zum Schauplatz der grausamsten Tat in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Während des Genozids (1992-1995) in Bosnien und Herzegowina marschierten serbische Truppen im Juli 1995 in die Stadt ein. Die stationierten UN-Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung vor den Serben nicht schützen. Mehr als 8.000 muslimische Bosniaken wurden an diesem Tag zusammengetrieben und getötet.
03. Oktober 2023 – Tag der offenen Moschee
Seit 1997 laden mehr als tausend islamische Gemeinden interessierte Nichtmuslime in ihre Moscheen ein und bieten Moscheeführungen, Vorträge, Ausstellungen, Begegnungsmöglichen und Informationsstände. Beim TOM bekommen Moscheebesucher die Möglichkeit, Muslime und ihre Moscheen näher kennenzulernen.
07. Oktober 2024 – Ein Jahr Krieg in Gaza
Am 07. Oktober 2023 griff die Hamaz Israel an. Daraufhin folgten brutale und blutige Angriffe der israelischen Armee im Gazastreifen mit mehreren tausend Toten – darunter vielen Kinder. Vor dem Hintergrund der Gewalteskalation im Gazastreifen haben die islamfeindlichen Angriffe auf Muslime und Moscheen im Jahr 2023 stark zugenommen. In den ersten neun Monaten wurden bereits 529 Angriffe auf Muslime registriert. Im vergangenen Jahr waren es noch 569 Angriffe für das gesamte Jahr als im Vorjahr.
30. Oktober 2024 – Zweiter Todestag von Mevlüde Genç
24. September 2024 – Vor 21 Jahren: Bundesverfassungsgericht entscheidet über Kopftuchverbot
Im September 2003 entschied das Bundesverfassungsgericht zum ersten Mal über den sogenannten Kopftuchstreit: Fereshta Ludin zieht vor Gericht, weil sie im Unterricht nicht ihr Kopftuch ablegen wollte. Der Schulleiter von Stuttgart hatte zuvor entschieden, Ludin trotz guter Leistungen im Referendariat nicht in den Schuldienst zu übernehmen. Das Bundesverfassungsgericht hat mehrere Urteile von Verwaltungsgerichten aufgehoben. Daraufhin haben mehrere Bundesländer ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen eingeführt. Das Bundesverfassungsgericht hat sich im Jahr 2015 erneut mit der Frage auseinandergesetzt und entschieden, dass ein generelles Kopftuchverbot an öffentlichen Schulen verfassungswidrig ist, weil es dem Grundrecht auf Glaubensfreiheit widerspricht.
In einem Schreiben an alle Berliner Schulleitungen hatte die Bildungsverwaltung im März 2023 mitgeteilt, dass sie von ihrer bisherigen wortgetreuen Anwendung des Neutralitätsgesetzes abrücke und künftig das Tragen eines Kopftuchs für Lehrerinnen erlaubt sei.
23. November 2024 – Jahrestag des Brandanschlags in Mölln
In der Nacht zum 23. November 1992 hatten zwei Neonazis Brandsätze auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser in der Möllner Altstadt geworfen. Dabei wurden die 51 Jahre alte Bahide Arslan sowie ihre Enkelinnen Yeliz Arslan (10) und Ayşe Yilmaz (14) getötet. Neun weitere Menschen wurden verletzt. Die Attentäter wurden ein Jahr später vom Oberlandesgericht zu Höchststrafen verurteilt. Ein 26-Jähriger erhielt wegen dreifachen Mordes, 39-fachen Mordversuchs und besonders schwerer Brandstiftung eine lebenslange Freiheitsstrafe.