Erdbeben in Syrien und Türkei

Ein Jahr nach dem Erdbeben – Hilfswerke fordern weiterhin Hilfe

Zum ersten Jahrestag des schweren Erdbebens in der Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei weisen Hilfsorganisationen darauf hin, dass weiterhin viel Hilfe notwendig ist. Vor allem Kinder leiden unter den Folgen.

06
02
2024
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Ein Jahr nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien
Ein Jahr nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien

Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Syrien und der Türkei leiden die Menschen nach Angaben von Hilfsorganisationen weiter unter den Folgen. „Die katastrophale Situation nach dem verheerenden Erdbeben in Teilen der Türkei und Syriens ist noch nicht vorbei. Viele Menschen leben noch immer in Behelfsunterkünften und benötigen dringend humanitäre Hilfe“, erklärte der Vorsitzende von HASENE International e.V., Bekir Altaş am Montag in einer Pressemitteilung.

Anlässlich des ersten Jahrestags veröffentlichte HASENE einen Bericht. Demnach leben weiterhin viele Menschen in Notunterkünften. Der Wiederaufbau des Erdbebengebiets sei im Gange, „aber die Bedürfnisse vieler Überlebender des Erdbebens sind immer noch ungedeckt. Die Menschen brauchen weiterhin Unterstützung“, so Altaş weiter.

Hilfswerke helfen seit dem ersten Tag

Seit dem ersten Tag versorge HASENE gemeinsam mit weiteren Hilfswerken mit Unterkünften, warmen Mahlzeiten, frischen Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs. „Mit unserer Hilfe können wir das Leid der Menschen ein wenig lindern, aber die allgemeine Situation ist immer noch bedrückend“, betont Altaş abschließend

Auch die Hilfsorganisation Help – Hilfe zur Selbsthilfe unterstützte eigenen Angaben zufolge bis Ende 2023 rund 120.000 Menschen in Syrien und über 18.000 Menschen in der Türkei. Neben Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Medikamenten und Bargeldhilfen unterstütze Help auch durch medizinische Versorgung in Polikliniken. Hinzu kämen psychosoziale Hilfe und Stipendien für Schulmaterialien. Wichtig sei nun, eine langfristige Unterstützung zu gewährleisten, so die Help-Programmkoordinatorin Nahost und Süd-Zentral Asien, Alexandra Schmitz. Es gelte, „die Resilienz der Menschen zu stärken, lokale Strukturen wiederaufzubauen und nachhaltige Lebensgrundlagen zu schaffen“.

Jedes dritte Kind lebt in einer Notunterkunft

Nach Angaben von Save the Children lebt ein Jahr nach dem Erdbeben noch jedes dritte Kind in einer Notunterkunft. Eigenen Umfragen zufolge berichteten in fünf von der Regierung kontrollierten Gebieten Syriens knapp 70 Prozent der Eltern, ihre Kinder seien traurig, rund 30 Prozent erzählten von Albträumen und Schlafstörungen. In vier türkischen Erdbebenregionen habe rund die Hälfte der befragten Haushalte von psychischen Problemen oder Verhaltensänderungen bei ihren Kindern, darunter Ängste (49 Prozent) oder aggressives Verhalten (21 Prozent), berichtet.

„Viele Kinder und ihre Familien müssen weiterhin in Zelten und Containern ausharren“, berichtet Sasha Ekanayake, Länderdirektor von Save the Children in der Türkei. „Die Erdbeben haben nicht nur ihr Zuhause zerstört, sondern auch ihr gewohntes Leben.“ Save the Children arbeite mit Behörden zusammen, um sich zum Beispiel um Lernräume und Schulmaterialien zu kümmern. „Aber der Bedarf ist riesig, und die Gelder sind knapp.“

Was passierte am 6. Februar?

Am 6. Februar 2023 erschütterten zwei schwere Erdbeben der Stärke 7,7 und 7,6 den Südosten der Türkei und Teile Syriens. Bei dem Erdbeben waren in Syrien und der Türkei fast 60.000 Menschen gestorben, über 280.000 Gebäude stürzten ein oder wurden schwer beschädigt. Schätzungen zufolge sind knapp 18 Millionen Menschen von der Katastrophe und ihren Folgen betroffen. Hunderttausende wurden obdachlos, und viele leben seither in Behelfsunterkünften. Nahezu die gesamte Infrastruktur, Unternehmen, Schulen, Krankenhäuser und Abwassersysteme wurden zerstört. Diejenigen, die konnten, zogen in andere Städte und kamen bei Verwandten unter. Viele Menschen blieben jedoch in den Erdbebengebieten. (KNA, iQ)