Thüringen

2023 mehr rechtsextreme Vorfälle an Schulen

An Schulen in Thüringen sind im vergangenen Jahr mehr rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle gezählt worden als 2022. Das Bildungsministerium hat dafür vor allem zwei Erklärungen.

06
02
2024
Symbolbild: Schule, Rechtsextreme Vorfälle an Schulen © Shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Schule, Rechtsextreme Vorfälle an Schulen © Shutterstock, bearbeitet by iQ

An Schulen in Thüringen sind nach Angaben des Bildungsministeriums im vergangenen Jahr 129 rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle erfasst worden. Das war knapp ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor, wie das Ministerium auf Anfrage mitteilte. 2022 hatte das Ministerium 98 solcher Vorfälle gezählt. „Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre, die spürbare Polarisierung der Gesellschaft spiegeln sich natürlich auch in der Schule wider“, sagte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) der Deutschen Presse-Agentur.

Dennoch sei es nicht alleine Aufgabe der Pädagogen, extremistische Tendenzen zu erkennen und ihnen zu begegnen. „Rechtsextremismus und Antisemitismus gehen jeden, gehen jede an“, sagte Holter. Die gesamte Zivilgesellschaft sei deshalb gefordert, wachsam zu sein, um jeder Form von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu begegnen.

Rassistische Beschimpfung und Schmierereien in Schulen

Das Ministerium erfasst rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle als sogenannte besondere Vorkommnisse in drei Kategorien: als Beschimpfung von Religionsgemeinschaften, als Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder als Volksverhetzung. Da die Schulverwaltung allerdings keine Strafverfolgungsbehörde sei, seien die Einstufungen in diese Kategorien immer nur vorläufig, sagte eine Ministeriumssprecherin. „Alles weitere wird – sofern erforderlich – der polizeilichen Ermittlungsarbeit übergeben.“

Im Schulalltag können solche Fälle ganz unterschiedlich gelagert sein: von rassistischen Beschimpfungen auf dem Schulhof über antisemitische Bemerkungen im Unterricht bis hin zu Hakenkreuz-Schmierereien auf Schultoiletten.

Neben der auch global zugespitzten Lage hängt die höhere Zahl auch damit zusammen, dass es an den Schulen inzwischen eine noch höhere Sensibilität in Bezug auf rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle als in der Vergangenheit gibt. Deshalb würden mehr Fälle als früher auch tatsächlich gemeldet. Schon dass es ein Meldegebot für Vorkommnisse dieser Art gebe, unterstreiche, dass derartige Vorfälle nicht normal seien. Wichtig und entscheidend sei, dass es nicht bei Meldungen bleibe, sondern dass es auch in jedem Einzelfall eine Reaktion der Schule auf solche Vorfälle erfolge.

Gemessen an der Zahl der Schulen und der Schultage könne allerdings noch nicht die Rede von einer großen Zahl an Vorfällen sein, sagte die Ministeriumssprecherin. In Thüringen gibt es nach Ministeriumsangaben etwa 970 allgemeinbildende und berufsbildende Schulen. Dort lernen ungefähr 250 000 Kinder und Jugendliche. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Die Beschimpfung von Religionsgemeinschaften an Schulen wird hier speziell angesprochen und in den Fokus gestellt. Gleiches sollte ebenfalls mit Beschimpfungen und ähnlichem durch Schüler erfolgen, die sich bestimmten Religionsgemeinschaften zugehörig fühlen. Oder etwa nicht? Der Journalist Metin Gülmen berichtete vergangenen Samstag über 'Funke Medien NRW' folgendes: "Schule in NRW: Lehrerin warnt vor Islam-Fanatikern! 'Immer mehr Schüler sind radikale Muslime'" Das gibt doch schwer zu denken. Eine Meldung wie ein Paukenschlag. Oder etwa nicht? "Eine Lehrerin aus NRW schlägt Alarm! Sie warnt davor, dass immer mehr Schüler radikale Muslime werden. Vor allem Mädchen leiden darunter." So lautet das bedrückende Fazit von Metin Gülmen. Die Lehrerin Birgit Ebel unterrichtet in Herford Geschichte und Deutsch an einer Gesamtschule mit rund 720 Schülern. Sie weiß genau, was an Schulen in Sachen Gewalt und Verrohung in NRW geschieht. So beschreibt es der Journalist. Immer mehr radikale Islam-Fanatiker wirken auf andere Schüler ein. Die Lehrerin will vor allem vor Zuständen in Brennpunktschulen warnen. Studien von Lehrerverbänden über die Verdreifachung von Gewalt gegenüber Lehrkräften bestätigen, was sie sagt. Birgit Ebel beklagt ganz offen: "Nach meiner Einschätzung gab es nie zuvor ein solches Bekenntnis zum radikalen Islam von Schülern wie aktuell". Es sei eine neue Dimension, dass Kinder und Jugendliche...oft Teenager im Alter zwischen 12 und 15 Jahren, die sich von islamistischen Hassbotschaften beeinflussen lassen und dann selbst auf Social Media Hetze und Lügen verbreiten. Die Lehrerin und Pädagogin, die Mitglied bei den Grünen ist: "Da kommt pubertäre Provokationsneigung mit zunehmender islamistischer und antisemitischer Propaganda zusammen. Es entsteht eine ganz üble Stimmung, die letztlich unsere Demokratie gefährdet, wenn wir da nicht gegensteuern." Es gebe sogar jüngere Schüler, die auf Schulhöfen laut "Hamas, Hamas" schreien und für Sittenregeln der Scharia sind. Und das nicht nur in Herford oder NRW, sondern in ganz Deutschland. Auch mit der "Welt"-Redaktion sprach schon die Gesamtschullehrerin über ihren täglichen Kampf gegen Judenhass und Islamismus - resultierend aus der Herforder Schülerszene - von der sie als Rassistin beschimpft wird. Von vielen Schülern (m/w/d) wird sie aber auch umso mehr geschätzt. Und das ist gut so. Der Alarmruf aus Herford darf nicht übergangen werden und ungehört verhallen. Die Politik und das Bildungswesen müssen diese sich zunehmend radikalisierende Entwicklung ganz oben auf die Tagesordnung setzen und sehr entschieden handeln. Verharmlosern und Extremismus-Sympathisanten dürfen nicht neue Politbühnen & Schulforen mit Medienkanälen aller Art überlassen werden.
07.02.24
3:29