Berlin

Innenministerin verstärkt Maßnahmen gegen Rechtsextremismus

Die Sorge vor einem erstarkenden Rechtsextremismus treibt die Menschen seit Wochen auf die Straße. Bundesinnenministerin Nancy Faeser will die Anstrengungen gegen Rechtsextremisten weiter vorantreiben.

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02
2024
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Bundesinnenministerin Nancy Feaser © AA bearbeitet by iQ
Bundesinnenministerin Nancy Feaser © AA bearbeitet by iQ

Bundesinnenministerin Nancy Faeser will bei den Anstrengungen im Kampf gegen Rechtsextremismus nachlegen. Dazu will die SPD-Politikerin eine „Früherkennungseinheit“ der Bundesregierung zu Manipulations- und Einflusskampagnen aufbauen. Das Vorhaben ist Teil eines Pakets aus 13 Maßnahmen mit dem Titel „Rechtsextremismus entschlossen bekämpfen – Instrumente der wehrhaften Demokratie nutzen“, das Faeser am Dienstag in Berlin gemeinsam mit den Chefs des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, und des Bundeskriminalamts, Holger Münch, vorstellte. Ein Großteil der aufgelisteten Vorhaben ist allerdings bereits bekannt und teils auch schon beschlossen.

Rechtsextremisten wollten das Vertrauen in die Stabilität und Handlungsfähigkeit des Staates untergraben, heißt es in dem neuen Papier. Dieses Ziel teilten sie mit einigen ausländischen Akteuren, die ebenfalls ein Interesse daran hätten, die Demokratie zu schwächen. „So erzeugen autokratische Staaten im Internet mit Fake Accounts künstliche Reichweite, erfinden mit KI-basierten Bildern Geschichten und gaukeln mit kopierten Zeitungswebsites Glaubwürdigkeit vor.“ Mit solchen koordinierten Einflusskampagnen werde versucht, die freie Meinungsbildung und die politische Debatte zu manipulieren und die Demokratie zu schwächen. Die neue Früherkennungseinheit soll solche Kampagnen bereits im Vorfeld erkennen.

„Rechtsextremistische Netzwerke zerschlagen“

„Wir wollen alle Instrumente des Rechtsstaats nutzen, um unsere Demokratie zu schützen“, versprach Faeser in einer Pressemitteilung. „Wir wollen rechtsextremistische Netzwerke zerschlagen, ihnen ihre Einnahmen entziehen und
ihnen die Waffen wegnehmen.“

In dem Papier spricht sich das Innenministerium auch für eine Änderung des Grundgesetzes aus, um das Bundesverfassungsgericht besser vor der Einflussnahme von Demokratiefeinden zu schützen. Dies wird auch unter Juristen diskutiert, im Besonderen geht es dabei um die Besetzung von Richterstellen. Mit dem Maßnahmenkatalog mahnte Faeser auch Fortschritte bei der stockenden Reform des Waffenrechts an und verwies auf die bereits beschlossene Reform des Disziplinarrechts – mit dieser sollen Verfassungsfeinde künftig leichter aus dem öffentlichen Dienst des Bundes entfernt werden können.

„Rechtsextremismus bei der Wurzel packen“

Ein- und Ausreisen von Rechtsextremisten sollen dem Plan zufolge so weit wie möglich verhindert werden. Außerdem sollen Nachforschungen zu Geldquellen rechter Netzwerke einfacher werden. Lokale Polizei- und Ordnungsbehörden wie die Gewerbe- und Gaststättenaufsicht sollen – basierend auf Informationen des Verfassungsschutzes – möglichst rechtsextremistische Veranstaltungen untersagen.

Die neuen Vorhaben fußen auf dem „Aktionsplan gegen Rechtsextremismus“, den Faeser im März 2022 vorgestellt hatte. Ein Teil von ihnen ist in dem Vorgängerpapier bereits enthalten, etwa die Pläne zur Verschärfung des Waffenrechts. Es sei notwendig, „den eingeschlagenen Kurs mit Hochdruck weiterzuverfolgen und zugleich auf neue Entwicklungen zu reagieren“, heißt es in dem jetzt vorgestellten Maßnahmenkatalog. „Es braucht zusätzliche Maßnahmen und Möglichkeiten, um die Gefahr des Rechtsextremismus bei der Wurzel zu packen.“

Medienhäuser und Unternehmen starten Kampagne

Mehrere Medienhäuser und zahlreiche Unternehmen, Stiftungen und Verbände starten eine Kampagne gegen Rechtsextremismus. Ab Donnerstag werde die Kampagne «#Zusammenland – Vielfalt macht uns stark» auf Doppelseiten in Zeitungen, im Internet und deutschlandweit auf digitaler Außenwerbung sichtbar sein, hieß es am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung von «Die Zeit», «Handelsblatt», Ströer, «Süddeutsche Zeitung», «Tagesspiegel» und «Wirtschaftswoche». Man bekenne sich zu Freiheit, Vielfalt und einer Willkommenskultur.

In den vergangenen Wochen hatten in Deutschland viele Menschen gegen zunehmenden Rechtsextremismus demonstriert. Auslöser waren Enthüllungen des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter im November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten.

(dpa, iQ)