Gemeinsame Iftar-Abende in Moscheen und Räumlichkeiten der islamischen Religionsgemeinschaften sind inzwischen Tradition. Auch dieses Jahr laden Muslime erneut zum gemeinsamen Iftar ein.
Im Ramadan besuchen sich Muslime gegenseitig zum Iftar, um mit Sonnenuntergang gemeinsam ihr tägliches Fasten zu beenden. Das ist langjährige Tradition. Durch diese Tradition werden familiäre und verwandtschaftliche Beziehungen sowie die Beziehungen zu Freunden und Bekannten gestärkt und vertieft. Das Beisammensein ermöglicht zudem, neue Bekanntschaften zu machen und Freundschaften zu schließen.
Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) veranstaltete am 20. März ein Iftar in ihrer Zentrale in Köln-Holweide für geladene Gäste. Vertreter aus der Politik, den Kirchen, der Wissenschaft und Zivilgesellschaft folgten der Einladung. Kemal Ergün, der Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, begrüßte in seiner Ansprache die Gäste.
Einer der bemerkenswertesten Aspekte des Monats Ramadan sei eine spirituelle Atmosphäre, die sich bis in die Gesellschaft hinein entfalte. „Mit den Gebeten, die in dieser Zeit verrichtet werden, stärken die Muslime ihr Bewusstsein des Teilens, der Solidarität und des Mitgefühls sowie ihre Geschwisterlichkeit und Freundschaft. Unser Beisammensein hier an diesem Iftar-Tisch ist einer der schönsten Ausdrücke hierfür“, so Ergün. Auch ging Ergün auf das Leid der Menschen weltweit.
„Ramadan ist der Monat der Barmherzigkeit, der Geschwisterlichkeit und der Umma. Leider nimmt die Zahl der Menschen, die auf Hilfe warten, aufgrund von Kriegen und Besetzungen tagtäglich zu. Auf der Suche nach einem sicheren Hafen müssen sie ihr Zuhause, ihre Heimat und alles zurücklassen. In vielen Teilen der Welt werden grundlegende Menschenrechte verletzt und mit Füßen getreten. Im Jemen, in Syrien, in Ostturkestan, in Arakan… Ganz gleich, wo wir hinschauen, wir werden mit traurigen Zuständen konfrontiert, die beschämend sind für die gesamte Menschheit“, so Ergün abschließend.
Auch Ali Mete, Generalsekretär der IGMG, hielt eine Grußrede, indem er ebenfalls auf die Barmherzigkeit der Menschen einging und an das Leid auf der Welt erinnerte. „In diesem Sinne möchte ich unser Beisammensein gerne zum Anlass nehmen, um über ein wichtiges Thema zu sprechen. Ein Thema, von dem ich – aus Sicht einer Religionsgemeinschaft – meine, dass es zu kurz kommt, nämlich Barmherzigkeit und Mitgefühl. Oder besser gesagt: das Fehlen von Barmherzigkeit und Mitgefühl“, so Mete.
Barmherzigkeit, Mitgefühl und Empathie könne nicht abstrakt verstanden werden. Sie müsse gelebt und organisiert werden. In diesem Sinne verstehe Mete die Proteste Hunderttausender Menschen gegen Rechtsextremismus und auch die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die in diesen Wochen unter dem Motto „Menschenrechte für alle“ organisiert werden, als einen Akt der Barmherzigkeit.
Anlässlich des Ramadans hat die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V (DITIB) auch dieses Jahr wieder Gäste zum traditionellen Ramadan-Empfang in die Zentralmoschee Köln eingeladen. So begrüßte Herr Dr. Kuzey als Hausherr über 200 Gäste zu diesem freudigen Anlass. Am Iftar-Empfang im Konferenzsaal der Zentralmoschee Köln nahmen die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, die Generalkonsule der Türkei aus Essen, Köln und Münster, der US-Konsul in Düsseldorf, der DİTİB-Bundesvorstand, Vorsitzende der muslimischen Verbände und NGOs teil, sowie vorsitzende Religionsräte, Vorstandsvorsitzende der DITIB-Landesverbände und viele weitere Gäste aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kunst und Sport.
Dr. Kuzey betonte, dass der Ramadan der Monat des Mitgefühls, der Solidarität und der Barmherzigkeit sei, da er auch von großer Bedeutung für die gemeinsame soziale Verantwortung ist. „Er verbindet uns im Hier und Heute mit Millionen Muslimen in Europa und Milliarden weltweit. Er macht uns empfindsam für den Hunger, die Nöte und Existenzängste aller Menschen auf diesem, unseren Planeten. Indem wir als Gottesdienst auf Essen, Trinken und andere Arten körperlicher Genüsse verzichten, nähern wir uns Gott, aber auch allen Notleidenden als Teil der Menschheit.“ sagte er.
Erstmals seit 2019 veranstaltete die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) wieder einen innermuslimischen Iftar. Es war erfreulich zu sehen, dass in den vergangenen Jahren eine starke Gemeinschaft aufgebaut wurde, die sich in schwierigen Zeiten gegenseitig stützt und in glücklichen Momenten zusammen feiert.Am Abend des 19. März 2024 versammelten sich in einem besonderen Rahmen Vertreter:innen der Kirchen und Religionsgemeinschaften, Politik, Diplomatie, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft zum interreligiösen Iftar, organisiert von der IGGÖ in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Außenministerium.
In seiner Ansprache betonte Präsident Vural, dass der Ramadan nicht nur eine Zeit des Fastens und des Gebets sei, sondern auch eine Zeit der Solidarität und Gemeinschaft. Er unterstrich die Bedeutung des interreligiösen Dialogs und der Zusammenarbeit. In einer Welt, die oft von Konflikten und Spaltung geprägt ist, sei es an uns allen, einander mit Freundlichkeit und Respekt zu begegnen, Brücken zu bauen und die Vielfalt unserer Glaubensrichtungen und Kulturen als gesellschaftliche Bereicherung zu feiern.
Der Präsident appellierte an die gemeinsamen Werte, die Gläubige verschiedener Religionen und Bürger dieser Welt teilen, wie Mitgefühl, Toleranz und Respekt für die Würde jedes einzelnen Menschen. Er ermutigte die Teilnehmer, über diese Werte nachzudenken und sich zu verpflichten, sie im täglichen Leben zu leben, um eine Atmosphäre der Harmonie und des Verständnisses zu schaffen.