Die Vereinten Nationen wollen eine Resolution zum Genozid in Srebrenica verabschieden und die Leugnung des Völkermords verurteilen. Gegen dieses Vorhaben wurde in der Teilrepublik Republika Srpska nun demonstriert.
Die Vereinten Nationen planen eine Resolution zum Völkermord in Srebrenica. Der Entwurf, über den im Mai abgestimmt werden soll, sieht die Anerkennung des Massakers von Srebrenica 1995 als Völkermord sowie einen entsprechenden internationalen Gedenktag zum 30. Jahrestag vor. Einige ethnische Serben fürchten, damit kollektiv als Täter abgestempelt zu werden. Aus diesem Grund haben am Donnerstagabend Tausende ethnische Serben in der Teilrepublik Republika Srpska gegen die geplante UN-Resolution demonstriert.
Angeheizt wurde die Stimmung bei der Kundgebung in der bosnischen Teilrepublik Republika Srpska vom lokalen Serben-Führer Milorad Dodik. Er erklärte, die Resolution werde den Vielvölkerstaat Bosnien auf Dauer entzweien. Man wolle nicht in einem Staat leben, in dem Serben als völkermörderisch angesehen würden. Weiter drohte der Präsident der Republika Srpska abermals mit einer Abspaltung seiner Entität und einem Anschluss an Serbien.
Zu der Demonstration in der Regionalhauptstadt Banja Luka waren laut serbischen Medien Bewohner aus der ganzen Teilrepublik angereist. Auch mehrere Regierungspolitiker aus Belgrad nahmen demnach teil, darunter die serbische Parlamentspräsidentin und frühere Ministerpräsidentin Ana Brnabic. Die geplante UN-Resolution spaltet die Öffentlichkeit seit mehreren Tagen in ein pro-westliches und ein pro-serbisches, pro-russisches Lager. Deutschland und Ruanda gelten laut UN-Kreisen als Initiatoren der Resolution.
Das Genozid von Srebrenica gilt als tragischer Höhepunkt des Bosnienkriegs (1992-1995). Binnen weniger Tage tötete damals die bosnisch-serbische Armee unter Führung von General Ratko Mladic mehr als 8.000 muslimische Bosniaken, größtenteils Jungen und Männer. Etwa die Hälfte der Bosnier sind überwiegend muslimische Bosniaken, 31 Prozent orthodoxe Serben und 15 Prozent katholische Kroaten.
Die Spannungen in Bosnien nehmen kein Ende. Nun sorgt die Gemeindeversammlung in Srebrenica für den nächsten Skandal. Mehrere Straßen sollen nun nach Genozidverbrechern umbenannt werden. Der umstrittene Vorschlag wurde von der Gemeindeversammlung von Srebrenica mit 14 Stimmen angenommen. Vertreter der muslimischen Bosnier hatten zuvor die Sitzung aus Protest verlassen.
Die Debatte um die Straßenumbenennung in Srebrenica spiegelt tiefe Spannungen innerhalb der Gemeinde wider und zeigt den andauernden Kampf um politische Einflussnahme und Identität in der Region. Es bleibt abzuwarten, wie die nächste Gemeindewahl die Dynamik in Srebrenica beeinflussen wird und ob die Entscheidung zur Straßenumbenennung rückgängig gemacht werden kann. (KNA, iQ)