Ein Mann greift mehrere Menschen vor dem Stand der rechtspopulistischen Bürgerbewegung „Pax Europa“ mit einem Messer an. Muslime und Politiker zeigen sich betroffen. Die Hintergründe der Tat in Mannheim sind unklar.
Mit einem Messer hat ein Mann auf dem Marktplatz in Mannheim mehrere Menschen verletzt, darunter auch einen Polizisten. Er schwebte nach der Attacke am Freitagmittag in Lebensgefahr und musste operiert werden. Nach Angaben der rechtspopulistischen Bewegung „Pax Europa“ (BPE) galt der Angriff ihrer Versammlung auf dem Marktplatz. Nach Darstellung der BPE-Schatzmeisterin Stefanie Kizina wurde bei dem Angriff auch das Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger verletzt.
BPE-Schatzmeisterin Stefanie Kizina sagte der „Bild“-Zeitung: „Der Angriff geschah, bevor die Veranstaltung überhaupt losging, das muss von langer Hand geplant worden sein.“ Eine Sprecherin der Stadt Mannheim bestätigte, dass die Organisation für Freitagvormittag eine Veranstaltung angemeldet hatte. Zu Stürzenbergers Verletzungen sagte Kizina: „Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht.“
Der 59-Jährige ist einer der führenden Köpfe der Bewegung. Die BPE macht auf ihrer Website keinen Unterschied zwischen Islam und Islamismus – beiden schreibt sie unter anderem „aggressive Verachtung und Intoleranz“ zu. Der bayerische Verfassungsschutz schrieb in seinem Bericht für 2022 über Stürzenberger und den bayerischen Landesverband der BPE, es lägen „tatsächliche Anhaltspunkte“ dafür, dass diese „verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen“ verfolgten, „die auf eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime gerichtet sind“. Im jüngsten Bericht der Behörde für 2023 tauchen Stürzenberger und die BPE nicht mehr auf. Nach Angaben des Landesamts für Verfassungsschutz liegt das aber nur daran, dass diese weniger aktiv seien. Sowohl Stürzenberger als auch der BPE Landesverband Bayern würden weiter beobachtet.
Kurz nach dem Angriff kursierte ein Video von der Tat im Internet: Darauf zu sehen ist ein Mann, der auf bei der Veranstaltung auf mehrere Menschen einsticht. Umstehende rufen: „Das Messer weg“. Auf dem Video ist auch zu sehen, wie ein Beamter auf den Angreifer schießt. Mehrere Polizisten fixieren ihn danach auf dem Boden. Nach Angaben der Polizei wurde auch der mutmaßliche Täter verletzt. Der Mannheimer Marktplatz befindet sich mitten im Zentrum der 300 000-Einwohner-Stadt im Norden Baden-Württembergs.
Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaften Millî Görüş, Ali Mete, verurteilt den Angriff auf Michael Stürzenberge und die Polizisten. „Es gehört zum Wesen unserer demokratischen Gesellschaft, die Meinung des anderen auszuhalten. Mit Gewalt auf eine Meinung zu reagieren, die man nicht teilt, ist durch nichts zu rechtfertigen“, erklärt Mete.
„Gewalt ist keine Meinung“, erklärt der Islamrat der Bundesrepublik Deutschland auf der Plattform X und verurteilen den Angriff auf das Schärfste. Nichts könne eine solche Gewalt rechtfertigen. äußert sich zum schrecklichen Vorfall in Mannheim.
Die Islamische Religionsgemeinschaft DITIB Baden-Württemberg äußert sich ebenfalls schockiert. Dieser schockierende Vorfall sei ein Angriff auf die Grundwerte der offenen Gesellschaft. „Hass und Gewalt stellen eine große Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das friedliche Zusammenleben dar. Als Muslime und Bürger dieses Landes stehen wir klar für Meinungsfreiheit und lehnen jegliche Form von Hass und Gewalt strikt ab“, so die DITIB. Gewalt könne und dürfe niemals eine Antwort auf Meinungsäußerungen sein.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich erschüttert. „Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar“, schrieb er auf der Plattform X. „Mehrere Personen sind von einem Attentäter schwer verletzt worden. Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden.“ Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem schrecklichen Verbrechen. „Die Bilder dieser brutalen Gewalttat sind erschütternd.“ Faeser erklärte, die Ermittlungen würden die Hintergründe der Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters.
Der Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) zeigte ebenfalls sich tief getroffen: „Dieser brutale Angriff erschüttert und schockiert uns, er macht uns sprachlos“, sagte er. Er sei in Gedanken bei dem verletzten Polizisten und auch bei den anderen Opfern. Zugleich rief er die Menschen dazu auf, nicht über die Hintergründe zu spekulieren, sondern stattdessen die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten.
Zahlreiche Fragen sind noch offen: Wie viele Menschen verletzt wurden, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Sie kamen in Krankenhäuser. Ein Sprecher nannte die Verletzungen „teilweise erheblich“. „Über die Motivation des Täters können wir noch nichts sagen“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Freitag in Mannheim. Die Ermittlungen liefen derzeit unter Hochdruck. Die Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat die Ermittlungen übernommen. Wie die Beamten am Freitag weiter mitteilten, seien zudem Landeskriminalamt und Polizeipräsidium Mannheim in die Untersuchungen eingebunden. (dpa, iQ)