Bosnien und Herzegowina

Politiker der bosnischen Serben fordern Umbenennung von Srebrenica

Um die Erinnerung an den Völkermord von 1995 zu verdrängen, schlagen Politiker der bosnischen Serben eine Umbenennung von Srebrenica vor.

03
06
2024
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Archivbild: Ein Stein erinnert an der Gedenkstätte in Potocari an die Opfer des Massakers von Srebrenica © by Akif Sahin auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ
Um die Erinnerung an den Völkermord von 1995 zu verdrängen, schlagen Politiker der bosnischen Serben eine Umbenennung von Srebrenica vor. Trotz der jüngst gescheiterten UN-Resolution, die den Genozid von Srebrenica anerkennen sollte, bleibt das Thema brisant.

Milorad Dodik, Präsident des serbischen Teilstaats Republika Srpska, erklärte im serbischen Fernsehen, dass aufgrund der „Lügen“ über Srebrenica eine Initiative zur Umbenennung der Stadt gestartet wurde. Unterstützt wird diese Initiative von Mladen Grujičić, dem serbischen Bürgermeister von Srebrenica. Er argumentiert, dass die UN-Resolution den Ruf der Stadt geschädigt habe, was potenzielle Investoren abschrecken könnte. Dies wolle man durch eine Namensänderung verhindern.

Bevölkerungsrückgang nach Srebrenica-Genozid

Srebrenica, einst mit über 36.000 Einwohnern, hat nach dem Bosniengenozid (1992-1995) einen massiven Bevölkerungsrückgang erlebt. Heute leben dort nur noch zwischen 1.000 und 2.000 Menschen. Der Ort ist seit fast drei Jahrzehnten von der Last des Völkermords gezeichnet. Am 11. Juli 1995 eroberten bosnisch-serbische Truppen unter General Ratko Mladić die Stadt und führten systematische Massenhinrichtungen an muslimischen Bosniaken durch.

Von den über 8.000 getöteten Bosniaken konnten bisher die Überreste von über 6.700 identifiziert und beigesetzt werden. Obwohl die Hauptverantwortlichen, Ratko Mladić und Radovan Karadžić, mittlerweile inhaftiert sind, leugnen und verharmlosen ihre Anhänger in Banja Luka und Belgrad weiterhin den Genozid.

Leugnung des Genozids

Dodik behauptete jüngst im Fernsehen, es habe in Srebrenica „keine Operation“ gegeben und „niemand sei getötet“ worden. Dieser Versuch, die Erinnerung an den Völkermord durch eine Umbenennung zu verdrängen, stößt bei den Angehörigen der Opfer auf großen Widerstand. Der Opferverband „Die Mütter der Enklaven von Srebrenica und Žepa“ kritisierte scharf, dass Namen geändert werden könnten, nicht jedoch die historische Wahrheit über Srebrenica.