Einer aktuellen Studie zufolge sind rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz in Deutschland weitverbreitet. Nur selten werden sie sanktioniert. Die Zahlen zeigen, dass Unternehmen handeln müssen.
Rechtsextremismus macht auch vor Werktoren, Büroräumen, Kindertagesstätten oder dem Einzelhandel nicht halt: In Deutschland hat jeder dritte Beschäftigte rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz wahrgenommen. Das ergab eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag von Gesicht Zeigen!, die erstmals eine Bestandsaufnahme zum Phänomen Rechtsextremismus in Wirtschaft und Arbeitswelt ermöglicht.
Demnach sei fast jeder zehnte Beschäftigte als Opfer rechtsextremer Einstellungen am Arbeitsplatz persönlich betroffen. „Die Zahlen zeigen, dass Unternehmen handeln müssen“, sagt Geschäftsführerin Sophia Oppermann Zudem wünschen die Beschäftigten nicht nur eine klare Positionierung der Unternehmen, sondern auch entschiedenes Handeln. Fast zwei Drittel derer, die solche Vorfälle wahrgenommen haben, wünschen sich mehr Engagement seitens der Arbeitgeber. Bei denjenigen, die keine rechtsextremen Einstellungen wahrnahmen, sind es nur knapp ein Viertel.
Für die Studie befragte das Meinungsforschungsunternehmen Civey zwischen Januar und Februar 2024 in einer repräsentativen Online-Umfrage 2.500 abhängig Beschäftigte und 2.000 privatwirtschaftliche Entscheider.
Die Studie zeigt auch mangelnde Reaktionen oder Sanktionen der Unternehmen bei rechtsextremen Vorfällen: In weniger als einem von fünf Fällen wurden Maßnahmen ergriffen. Dabei waren diese Maßnahmen hochgradig effektiv „Rund drei Viertel gaben an, dass die ergriffenen Maßnahmen erfolgreich waren und sich rechtsextreme Vorfälle nicht wiederholten“, heißt es weiter. Auch der Wunsch nach mehr Engagement oder Fortbildungen nimmt zu, wenn rechtsextreme Einstellungen im Unternehmen wahrgenommen wurden.
Rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz wirken sich nach Ansicht einer deutlichen Mehrheit der Beschäftigten negativ auf das Betriebsklima aus, ein gutes Drittel sieht Schwierigkeiten bei der Fachkräfte-Gewinnung und -Sicherung. Dennoch sei jeder fünfte Beschäftigte und jeder dritte Entscheider der Meinung, dass die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen keinerlei Auswirkungen auf Arbeitsplatz, Ruf des Unternehmens oder Fachkräfte-Sicherung habe. Hier zeigt sich laut Oppermann, dass die Gefahr durch Rechtsextremismus häufig unterschätzt wird.