Vor 15 Jahren wurde Marwa El-Sherbini im Dresdner Landgericht von einem Rechtsextremisten ermordet. Am Tag gegen antimuslimischen Rassismus erinnern Menschen in Deutschland an Marwa und setzen sich gegen Islamhass ein.
Heute, vor 15 Jahren, wurde die ägyptische Apothekerin Marwa El-Sherbini im Dresdner Landgericht von einem Rechtsextremisten mit 16 Messerstichen ermordet. Der Täter, ein 28-jähriger Mann, hatte sie zuvor mehrfach öffentlich rassistisch beleidigt und bedroht.
Der Mord an El-Sherbini, die im dritten Monat schwanger war, stellte ein erschütterndes Beispiel für islamfeindlichen Hass dar und löste weltweit Bestürzung und Entsetzen aus. Zudem führte ihr Tod zu intensiven Debatten über Rassismus und Islamfeindlichkeit in Deutschland, sodass der 1. Juli zum Tag gegen antimuslimischen Rassismus ernannt wurde.
An diesem Tag machen zahlreiche Menschen in Deutschland auf Diskriminierung und Gewalt gegen Musliminnen und Muslime aufmerksam und versuchen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Der Gedenktag wird von verschiedenen Organisationen und Initiativen genutzt, um auf die fortwährenden Gefahren von Islamhass hinzuweisen, denen muslimische Gemeinschaften ausgesetzt sind.
Veranstaltungen wie Kundgebungen, Podiumsdiskussionen und kulturelle Programme finden in zahlreichen Städten statt, um das Bewusstsein für antimuslimischen Rassismus zu schärfen und Solidarität zu zeigen.
In Berlin eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Tag mit einer Rede, in der er die Wichtigkeit des Kampfes gegen jede Form von Rassismus betonte. „Der Mord an Marwa El-Sherbini erinnert uns daran, dass antimuslimischer Rassismus eine reale und tödliche Bedrohung darstellt“, sagte Steinmeier. „Es ist unsere Pflicht, ihre Erinnerung lebendig zu halten und uns entschieden gegen Hass und Diskriminierung zu stellen.“
Auch die Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, Reem Alabali-Radovan, äußerte sich anlässlich des Gedenktages. Sie unterstrich, dass „die Erinnerung an Marwa El-Sherbini uns daran erinnert, dass wir als Gesellschaft wachsam sein und aktiv gegen Hass und Rassismus eintreten müssen“. Alabali-Radovan forderte eine verstärkte Förderung von Bildungsprogrammen und interkulturellem Dialog, um das Verständnis zwischen den verschiedenen Gemeinschaften zu vertiefen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser rief in einer Pressekonferenz dazu auf, Hass und Hetze entschlossen entgegenzutreten: „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, antimuslimischen Rassismus in all seinen Formen zu bekämpfen und ein starkes Zeichen der Solidarität zu setzen.“
Der Tag gegen antimuslimischen Rassismus soll nicht nur an vergangene Tragödien erinnern, sondern auch als Mahnung dienen, den Kampf gegen Rassismus und Intoleranz in der Gegenwart fortzusetzen.
Der Täter von Marwa El-Sherbini wurde im November 2009 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Landgericht Dresden stellte die besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren praktisch ausschloss. Nun, fast 15 Jahre später, wäre diese Mindesthaftzeit eigentlich am 30. Juni 2024 vollstreckt. Wie aus einer IslamiQ-Recherche hervorgeht, hat die zuständige Strafvollstreckungskammer in Döbeln im November 2023 entschieden, dass Alex W. mindestens 20 Jahre Haft verbüßen muss, was seine Entlassung frühestens Mitte 2029 möglich gemacht hätte. Diese Entscheidung wurde jedoch am 9. April 2024 vom Oberlandesgericht Dresden aufgehoben und zur erneuten Prüfung an die Strafvollstreckungskammer in Döbeln zurückverwiesen. Eine neue Entscheidung der Strafvollstreckungskammer steht noch aus, erklärte die Pressestelle des Landgerichts Dresden auf Anfrage von IslamiQ.