Würfe mit Bananen auf schwarze Spieler und Hasskommentare im Netz: Forscher der Unis Köln, Utrecht und London haben Rassismus im Sport untersucht.
Sportereignisse können laut einer wissenschaftlichen Studie zu einem Anstieg rassistischer Hasskriminalität führen. „Dies ist insbesondere der Fall, wenn Athlet*innen, die zu einer ethnischen oder religiösen Minderheit gehören, für das schlechte Abschneiden eines Landes verantwortlich gemacht werden“, erklärte die Universität Köln am Mittwoch. Die Hochschule führte die Studie mit den Unis in Utrecht und London durch.
So habe sich nach der Niederlage des englischen Teams bei der Fußball-EM 2020 in London die rassistische Hasskriminalität in der Stadt um rund 30 Prozent erhöht, hieß es. Beim Elfmeterschießen im Finale hatten drei schwarze Spieler der englischen Nationalmannschaft verschossen. Das italienische Team gewann den Titel.
Die Soziologen gehen davon aus, dass Hasskriminalität oft nicht spontan entstehe, sondern sogenannte „Trigger-Ereignisse“ benötige. So seien in den USA nach dem Terror des 11. September 2001 oder nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten 2016 die Zahlen nach oben geklettert.
Den Anstieg in London erklären die Forschenden mit der Frustrations-Aggressions-Theorie (frustration-aggression-theory), wonach Menschen nach einer Enttäuschung vermeintlich Verantwortliche suchen. Zudem könne die Sündenbock-Theorie (scapegoating theory) greifen, bei der die Verantwortung für das Pech einer Gruppe einer anderen, gesellschaftlich marginalisierten Gruppe zugeschoben wird.
Nach der EM waren die drei schwarzen Spieler in den Sozialen Medien einer Welle von Beschimpfungen ausgesetzt, die sich laut den Forschenden explizit auf deren Hautfarbe bezogen. Twitter (heute X) habe im Vereinigten Königreich in 24 Stunden 1.622 rassistische Beiträge identifiziert – nicht nur gegen die Spieler, sondern gegen dunkelhäutige Menschen allgemein.
Die Zunahme rassistisch motivierter Gewalttaten sei zudem in Stadtteilen mit einer entsprechenden Vorgeschichte höher gewesen, so die Studie. Allgemein sei Rassismus im englischen Fußball bekannt. Der Sport könne aber auch dabei helfen, Diversität positiv hervorzuheben. Durch sehr erfolgreiche Spieler wie Liverpools Stürmer Mohamed Salah sei etwa die islamfeindliche Gewalt in dieser Stadt seit 2017 zurückgegangen.