Der Islamunterricht wird in Baden-Württemberg seit 2005 als Modellprojekt erteilt. Aktuell unter einem umstrittenen Stiftungsmodell, das nächste Jahr auslaufen wird. Das Kulturministerium plädiert derweil für ein Ausbau.
Mit dem islamischen Religionsunterricht an baden-württembergischen Schulen wird zwar auch weiter nur ein Bruchteil aller muslimischen Schülerinnen und Schüler erreicht. Das Angebot wird aber nach Angaben des Kultusministeriums zunehmend besser angenommen.
In den vergangenen drei Schuljahren verdoppelte sich die Zahl der Jungen und Mädchen im Unterricht etwa von 5.561 im Schuljahr 2020/21 auf 10.060 im nun abgelaufenen Schuljahr. Boten im Schuljahr 2020/21 noch 96 Schulen den islamischen Religionsunterricht sunnitischer Prägung an, so waren es zuletzt 138. Insgesamt wird die Zahl der Schülerinnen und Schülern muslimischen Glaubens im Südwesten auf rund 180.000 geschätzt.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) will noch mehr: „Es gibt immer noch eine Nachfrage und die Eltern schätzen das Angebot, weil es dort auch um Wertevermittlung geht und nicht nur um die Kenntnisnahme der Religion“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Der Ausbau des Faches werde weiter konsequent vorangetrieben. Der begrenzende Faktor könnte dabei aber der Mangel an ausgebildeten Lehrkräften sein.
Für den Religionsunterricht sind eigentlich die Glaubensgemeinschaften zuständig, also etwa die christlichen Kirchen und jüdischen Gemeinden. Da Muslime aber keine solche Organisation haben, hat das Land als Hilfsmittel die Stiftung Sunnitischer Schulrat geschaffen. Nach Schätzungen fühlen sich 90 Prozent der Muslime dieser Glaubensrichtung zugehörig.
Der Islamunterricht wird in Baden-Württemberg seit 2005 als Modellprojekt erteilt. Seit 2019 organisiert die Stiftung den islamischen Religionsunterricht im Südwesten. Sie besteht aus Vertretern des Landes und zweier muslimischen Organisationen, dem türkisch geprägten Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD). Nächstes Jahr wird das Modellprojekt auslaufen. Wie es weitergehen soll, ist weiterhin offen.
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) und die Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW) hatten eine Teilnahme an der Stiftung abgelehnt und das Land kritisiert eine staatliche Einrichtung zu schaffen, um Religionsunterricht zu erteilen. Das sei für die islamische Religionsgemeinschaften verfassungswidrig. „Dieses Modell hebelt die Neutralitätspflicht des Staates aus und greift massiv in die Religionsfreiheit und in das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften ein.“
Aus Sicht Schoppers gibt es derzeit keine Alternative zum praktizierten Stiftungsmodell. „Wir haben mit so einer Struktur und so einer Geschäftsstelle eine Systematik an Bord, die den ehrenamtlichen Apparat stützt“, sagte sie. Eine andere Möglichkeit sehe sie nicht. „Es ist auch nicht so einfach, eine solche Alternative zu finden und es anders zu machen. Die Alternative wäre eher gewesen, wir hätten gar nichts mehr gehabt.“ (dpa/iQ)