Was zeichnet eigentlich die Liebe um Allahs willen aus? Und wie gehen Muslime mit dem Thema Liebe und Verbundenheit um? Unser Thema in „Ein Hadith – Ein Gedanke“.
„Wenn einer seinen Bruder liebt, so soll er ihm sagen, dass er ihn liebt.“ (Ahmad bin Hanbal)
Man stelle sich vor, ein guter Freund sagt einem „Ich liebe dich“. Man würde sich wundern, verunsichert sein oder gar erröten. Oder einfach überrascht sein und sich darüber freuen. Und das ist genau das, was der Gesandte Allahs – sogar in der Befehlsform! – von den Glaubensgeschwistern verlangt.
Einen seiner Glaubensgeschwister – dies ist mit „Bruder“ gemeint – um Allahs Willen zu lieben, etwas um Allahs Willen zu tun, quasi jede Handlung direkt oder implizit nur für Gott zu tun, ist nichts, was der islamischen Lehre fremd wäre. Ganz im Gegenteil: Die Gefährten des Propheten haben offen gesagt, wenn ihnen eine Handlung oder Aussage einer Person gefallen oder missfallen hat. Dies zeugt von Glaubenssicherheit und Selbstvertrauen.
Vor diesem Hintergrund ist die Aufforderung Muhammads (s) durchaus konsequent: Offen Kritik auszuüben, ist nichts Sonderbares. Weshalb sollte es sich nicht genauso mit dem Ausdruck von Liebe und Verbundenheit verhalten?
Und doch wird man heute kaum jemanden treffen, der dies tut, indem er sagt „Hör mal, ich liebe dich.“ Das ist in dieser Form vielleicht auch nicht erforderlich. Denn Liebe und Verbundenheit kann sehr vielfältig ausgedrückt werden: Wer einen seiner Glaubensgeschwister liebt, wird ihm das wünschen, was er sich selbst auch wünscht. Wer ihn liebt, wird leiden, wenn er leidet. Er wird nicht wütend, wenn einer seiner Geschwister einen Fehler begeht und sich freuen, wenn er diesen einsieht – denn das alles zeichnet die Liebe um Allahs Willen aus.
Ein Hadith – Ein Gedanke
In unserer Reihe “Ein Hadith – Ein Gedanke” wollen wir uns jeden Sonntag einem Hadith zuwenden. Der arabische Begriff “Hadith” bedeutet übersetzt “Erzählung”, “Bericht”, “Geschichte”. Er bezeichnet jene Berichte und Erzählungen, die von den Gefährten des Propheten überliefert wurden. Es gibt keinen Abschnitt aus dem Leben Muhammads (s), zu dem die Muslime keine Hadithe überliefert hätten. Die Gesamtheit der Hadithe, bilden die “Sunna”, also die Praxis, Gewohnheiten oder Tradition des Gesandten Gottes.