Moscheen und Hotels mit Asylbewerbern geraten ins Visier rechtsextremer Randalierer. Während muslimische Vertreter die Gewalt verurteilen, kündigt die Regierung in London ein hartes Vorgehen an.
Mit antimuslimischen Krawallen haben Ultranationalisten in mehreren britischen Städten schwere Schäden angerichtet und Polizisten verletzt. Der neue Premierminister Keir Starmer kündigte ein hartes Durchgreifen an. An die Randalierer gewandt, sagte er: „Ihr werdet es bereuen.“ Es handele sich nicht um Proteste, sondern um rechtsextremes Banditentum ohne jede Rechtfertigung.
Der BBC zufolge wurden bislang mindestens 250 Menschen im Zusammenhang mit den Krawallen festgenommen. An der Cobra-Sitzung sollen neben Premierminister Starmer mehrere zuständige Kabinettsmitglieder und Vertreter der Polizei teilnehmen.
Zu den Protesten – oft nahe einer Moschee oder einem muslimischen Gemeindezentrum – aufgerufen hatte unter anderem der bekannte Rechtsradikale und Gründer der English Defence League, Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist. Gestern Abend hatte Innenministerin Yvette Cooper Notstandsmaßnahmen für alle Moscheen im ganzen Land angekündigt. Auch der Muslim Council of Britain teilte mit, dass hunderte Moscheen ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft haben.
„Mit welcher Wucht Fake-News und antimuslimischer Rassismus eine ganze Gesellschaft treffen und auseinanderreißen können, sieht man dieser Tage in Großbritannien. Eine über die sozialen Medien verbreitete falsche Nachricht über die Identität eines mutmaßlichen Messerangreifers hat dazu geführt, dass Rechtsextreme in mehreren Städten gezielt Geschäfte und Häuser von Musliminnen und Muslimen angreifen“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).
Ein Ende der Gewalt sei nicht in Sicht. Die muslimische Bevölkerung in dem Land sei zutiefst verunsichert und traue sich in manchen Regionen nicht mehr auf die Straße.
Die Islamische Gemeinschaft ruft deshalb dazu auf, die Vorfälle in Großbritannien sowie die Entstehungsgeschichte sorgfältig zu beobachten und daraus Lehren zu ziehen – insbesondere in Deutschland. Denn Fake-News und wilde Spekulationen nach schrecklichen Verbrechen „gibt es nicht nur in England, das kennen wir auch aus anderen Ländern, insbesondere europäischen Staaten“, so Mete weiter. Großbritannien sollte allen eine Mahnung sein, welche Welle der Gewalt mit unbedachten Äußerungen losgetreten werden können.
Die andauernde Gewalt war ausgebrochen, nachdem am Montag im nordwestenglischen Southport drei Mädchen erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt wurden. In sozialen Medien wurden Gerüchte gestreut, bei dem Täter handele es sich um einen muslimischen Migranten. Die Polizei betont, der 17 Jahre alte Verdächtige sei in Großbritannien geboren worden. (dpa, iQ)