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Studie belegt: Migration führt nicht zu erhöhter Radikalisierungsgefahr

In der öffentlichen Diskussion wird das Thema Radikalisierung häufig mit Migrationsthemen verknüpft. Aber lassen sich dafür belastbare Daten und wissenschaftliche Belege finden. Nun gibt es Antworten.

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2024
Studie zu Migration und Radikalisierung
Radikalisierung © shutterstock, bearbeitet by iQ.

In der öffentlichen Diskussion wird oft ein Zusammenhang zwischen Migration und Radikalisierung hergestellt. Doch lässt sich dieser auch wissenschaftlich belegen? Eine aktuelle Kurzanalyse, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, kommt zu dem Schluss, dass belastbare Daten hierzu weitgehend fehlen. Die Analyse stützt sich auf umfangreiche Literatur aus dem deutschsprachigen Raum und untersucht insbesondere empirische Daten, die den Anteil von Personen mit Migrationsgeschichte in radikalisierten Gruppierungen beleuchten.

Die zentrale Erkenntnis der Untersuchung ist, dass es keine verlässlichen Zahlen über den Anteil von Migranten in extremistischen Gruppen gibt. „Es gibt keine belastbaren Daten zum Anteil von Personen mit Migrationsgeschichte in radikalisierten Gruppen“, erklärt Nelia Miguel Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin im BAMF-Forschungszentrum.

Zwar nutzen extremistische Gruppen Migrationsthemen, um Menschen anzusprechen, doch lässt sich keine generelle Häufung von Radikalisierungen bei Migranten feststellen. Auch gibt es keine Hinweise darauf, dass Personen mit Migrationshintergrund anfälliger für extremistische Ideologien sind als die einheimische Bevölkerung. 

Nur kleine Minderheit radikalisiert sich

Die Analyse zeigt, dass Risikofaktoren wie Diskriminierung, biografische Brüche oder instabile familiäre Verhältnisse in beiden Bevölkerungsgruppen zu einer erhöhten Gefahr der Radikalisierung führen können. Doch auch wenn viele Migranten mit diesen Faktoren konfrontiert sind, radikalisiert sich nur eine kleine Minderheit. Der Großteil bleibt immun gegenüber extremistischen Ideologien.

Fazit der Kurzanalyse: Der Zusammenhang zwischen Migration und Radikalisierung bleibt unscharf. Zukünftige Forschungen sollten sich daher verstärkt auf die Mechanismen konzentrieren, mit denen extremistische Gruppierungen Migrationsthemen und Diskriminierungserfahrungen instrumentalisieren, um ihre Narrative zu verbreiten. Zudem ist eine intensivere Untersuchung von Resilienzfaktoren notwendig, die dem Entstehen von Radikalisierung entgegenwirken können.

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Die hier angesprochene Radikalisierungsgefahr kann man natürlich auch marginalisieren. Soll das gut sein? >> Vorgestern gegen 12.30 Uhr traf im beschaulichen Hochdorf bei Esslingen in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft ein 56-jähriger Einwohner auf einen 24-jährigen Afghanen, der plötzlich auf ihn einstach. Beide sollen sich nicht gekannt haben. Der Hochdorfer Einwohner erlag noch am Tatort seinen schweren, tödlich wirksamen Stichverletzungen. Man muß wissen, Afghanistan wird seit Jahrzehnten von einer islamischen Polit-Ideologie beherrscht. Weite Teile der Bevölkerung wachsen damit auf und die Zustimmung zur Scharia beträgt dort laut der internationalen PEW-Studie von 2013 sage und schreibe 99 %. Es ist durchaus möglich, daß auch dieser afghanische Mörder ein Feindbild gegenüber Nicht-Moslems und der westlich-demokratischen Gesellschaft ein Feindbild verinnerlicht hat. Zudem ist die Gewalt- und Tötungslegitimation zu berücksichtigen, die der Politische Islam im Dschihad vorsieht. Der brutale Tötungsexzess im schwäbischen Hochdorf vom Samstag ist kein Einzelfall. Die Kurz-Analyse-Forscher müssen wohl noch viel genauer hinschauen, was sich da im Migrationsbereich alles in Deutschland abspielt um der gesamten Problematik wirklich gerecht zu werden.
18.11.24
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