Bonn

Erst zugesagt, nun umgeplant: Stadt ändert Pläne für muslimische Grabflächen

In Bonn sollten muslimische Grabflächen am Nordfriedhof erweitert werden. Ein entsprechender Ratsbeschluss lag vor. Nun plant die Stadt jedoch, die Fläche für Wohnbau zu nutzen. Muslime kritisieren die Kehrtwende und fordern Klarheit.

06
12
2024
Symbolbild: Ein muslimisches Grabfeld
Symbolbild: Ein muslimisches Grabfeld © by Sludge G auf Flickr (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

Der Streit um die Erweiterung des muslimischen Gräberfeldes am Nordfriedhof sorgt für Unmut. Ein Ratsbeschluss von 2022 hatte den muslimischen Gemeinden Bonns die Erweiterung der Grabflächen zugesichert. Doch nun plant die Stadt, die Fläche für Wohn- und Gewerbebauten freizugeben. Diese Kehrtwende stößt bei den betroffenen Gemeinden auf scharfe Kritik.

„Die Entscheidung überrascht uns und steht im Widerspruch zu früheren Zusagen“, heißt es in einer Stellungnahme der Arbeitsgruppe Bonner Moscheegemeinden, die dem General-Anzeiger vorliegt. Unterzeichnet wurde sie von sechs Moscheegemeinden, darunter die Al-Muhajirin- und die Süleymaniye-Moschee. Die Gemeinden fordern den Stadtrat auf, die Entscheidung zu verschieben und den Umweltausschuss ausreichend Zeit zur Prüfung der Pläne einzuräumen.

Die Stadt argumentiert, dass auf anderen städtischen Friedhöfen in Heiderhof, Dransdorf und Roleber genügend Flächen für muslimische Bestattungen bereitgestellt werden könnten. Das Presseamt verweist darauf, dass die Friedhofsentwicklungsplanung überarbeitet werde, die Fläche am Nordfriedhof jedoch schon 2016 als optionaler Baugrund ausgewiesen wurde.

Die Moscheegemeinden halten die Alternativflächen für ungeeignet. Muslimische Bestattungen erfordern unberührten Boden, der nicht überall verfügbar ist. „Die angebotenen Lösungen sind kurzfristig, der Bedarf an Grabflächen wird weiter steigen“, so die Gemeinden. Neben religiösen sehen sie auch ökologische Gründe gegen die Bebauung: Die Grünfläche sei ein wertvolles ökologisches Gut, das zur Biodiversität und CO₂-Reduktion beitrage.

Auch die zeitliche Dringlichkeit belastet die Debatte. Bereits Ende 2024 könnten die Grabflächen knapp werden. Trotz der schwierigen Gespräche gibt sich die Stadt offen für den Dialog. Ein Treffen am 6. Dezember in der Al-Muhajirin-Moschee soll dazu beitragen, einen Kompromiss zu finden.

Leserkommentare

Minimalist sagt:
Planungsänderungen gibt es überall und können jederzeit geschehen. Das ist ganz normal. Mir scheint, Muslime fühlen sich nicht wohl, wenn sie nichts zum Kritisieren haben. Im Fordern und Herausfordern sind Islamanhänger schon immer großspurig unterwegs gewesen. Und das überall auf der Welt. Es gibt viel wichtigere Themen als ständige Grabfeldererweiterungen spezieller Art in Richtung Mekka. Hier ist schließlich Deutschland und nicht Saudi-Arabien.
07.12.24
22:46