Ein rechtsextremer Minister in der israelischen Regierung lehnt eine Waffenruhe-Vereinbarung, die nach Medienberichten kurz bevorstehen könnte, vehement ab. Er verfolgt ganz andere Pläne für Gaza.
Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hat eine sich abzeichnende mögliche Waffenruhe-Vereinbarung im Gaza-Krieg als „Katastrophe für die nationale Sicherheit des Staates Israel“ kritisiert. „Wir werden nicht Teil einer Kapitulationsvereinbarung sein, die die Freilassung von Erzterroristen, einen Stopp des Krieges und eine Verwässerung der Errungenschaften vorsieht, die mit viel Blut erkauft wurden“ schrieb Smotrich auf der Plattform X. Die Vereinbarung würde auch bedeuten, viele Geiseln im Stich zu lassen, schrieb er.
„Jetzt ist der Zeitpunkt, mit aller Kraft weiterzumachen, den ganzen Gazastreifen zu erobern und zu säubern und in Gaza die Tore zur Hölle zu öffnen, bis zur völligen Kapitulation der Hamas und Rückführung aller Geiseln“, schrieb Smotrich.
Smotrich und der ebenfalls rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir verfolgen höchst umstrittene Ziele wie etwa eine israelische Wiederbesiedlung des Gazastreifens. Sie haben dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in der Vergangenheit mit dem Platzen der Koalition gedroht, sollte Israel das von US-Präsident Joe Biden unterstützte Abkommen für eine Waffenruhe und die Befreiung der Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge umsetzen.
Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen in den ersten neun Monaten des Genozids von Israel in Gaza könnte deutlich höher sein als bislang gemeldet. Laut einer im britischen Fachjournal Lancet veröffentlichten Studie liegen die tatsächlichen Opferzahlen etwa 40 Prozent über den offiziellen Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums. Die Untersuchung schätzt, dass bis Ende Juni 2024 etwa 64.260 Menschen starben, von denen 59 Prozent Frauen, Kinder oder Menschen über 65 Jahre waren. Das Gesundheitsministerium hatte zuvor 37.877 Todesfälle gemeldet. (dpa/iQ)