









Mehr als ein Drittel der Schweizer haben negative Vorurteile gegenüber Muslimen. Eine neue Studie zeigt, wie tief diese Einstellungen in Gesellschaft, Politik und Medien verwurzelt sind.
Eine aktuelle Studie des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg zeigt, dass mehr als ein Drittel der Schweizer Bevölkerung eine ablehnende Haltung gegenüber Musliminnen und Muslimen hat. Die Untersuchung, die auf Gesprächen mit Expertinnen, Behörden, muslimischen Verbänden und Betroffenen basiert, verdeutlicht die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Vorurteile. Auftraggeberin der Studie ist die Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes.
Menschen, die aufgrund ihres Namens, ihrer Herkunft oder ihres Aussehens dem Islam zugeschrieben werden, erleben überproportional häufig Ausgrenzung. Dies zeigt sich in schlechteren Bildungschancen, erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt und sogar in der medizinischen Versorgung. Muslimische Frauen mit Kopftuch sind besonders betroffen: Sie erhalten seltener eine Lehrstelle oder werden in Berufen mit Kundenkontakt diskriminiert. Eine Bewerberin für ein Praktikum in einer Apotheke wurde abgelehnt mit der Begründung, ihr Kopftuch könne das Vertrauen der Kundschaft beeinträchtigen.
Die Studie belegt, dass der Islam in der politischen Debatte der Schweiz eine zentrale Rolle spielt. Immer wieder gibt es Initiativen, die sich explizit gegen muslimische Praktiken richten – etwa Kopftuchverbote an Schulen. In Genf wurde 2019 ein Laizitätsgesetz eingeführt, das Staatsangestellten das Tragen religiöser Symbole verbietet. Diese Regelung betrifft in erster Linie muslimische Frauen.
Auch die Medienberichterstattung trägt zur Stigmatisierung bei. Die Untersuchung zeigt, dass seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 die negative Darstellung von Muslimen zugenommen hat. Besonders seit 2017 wird die Berichterstattung über den Islam in der Hälfte der Fälle mit Terror und Radikalisierung in Verbindung gebracht.
In Schulen machen muslimische Schülerinnen und Schüler wiederholt ausgrenzende Erfahrungen. Eine Schülerin berichtet, dass sie sich gegen Widerstände durchsetzen musste, um das Gymnasium zu besuchen. Eine andere erzählt, dass eine Lehrerin ihr erst nach einem Anruf ihrer Mutter mit mehr Respekt begegnete: „Dann habe ich gemerkt, wenn sich nur schon meine Mutter meldet, kann das meine Noten direkt verbessern. Danach hat mich die Lehrerin nie mehr dumm angemacht.“
Die Studie zeigt, dass muslimische Schülerinnen und Schüler oft in niedrigere Bildungsniveaus eingestuft werden, selbst bei gleichen Noten wie ihre nicht-muslimischen Mitschülerinnen und Mitschüler. Zudem werden sie im Unterricht häufig in eine Expertenrolle über den Islam gedrängt, was ihre Identität auf ihre Religion reduziert und andere Aspekte ihrer Persönlichkeit ausblendet.
Abschließend macht die Studie deutlich, dass antimuslimischer Rassismus nicht nur auf individueller Ebene existiert, sondern auch strukturell tief in Gesellschaft, Institutionen und politischen Debatten verwurzelt ist. Musliminnen und Muslime werden oft als homogene Gruppe dargestellt und mit negativen Stereotypen belegt. Ihnen werden unveränderliche Eigenschaften zugeschrieben, wodurch sie als unvereinbar mit „europäischen Werten“ dargestellt werden.
Zur Bekämpfung dieser Diskriminierung empfehlen die Autorinnen und Autoren der Studie konkrete Maßnahmen: