In ihrem Kommentar geht Saliha Balkan auf die jüngsten Anschläge auf Moscheen in Deutschland ein und macht darauf aufmerksam, dass es sich um keine Einzelfälle mehr handelt. Sie ruft zur geschlossenen Teilnahme an der Aktion „Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht“ auf.
Etwas liegt in der Luft. Ein Brandgeruch. An Brandstiftungen hat sich Deutschland gewöhnt. Mal sind es die mehrfachen Brände in Berlin, wo Kinderwagen in die Luft gehen oder Autos abfackeln und mal sind es dann zur Abwechslung die Moscheen. Letzteres ist brandaktuell. Es gerät nicht in Vergessenheit. Wird in Berlin ein Moscheebrand gelöscht, beginnt schließlich schon die nächste Moschee in Oldenburg zu brennen.
Moscheebrände sind keine Einzelfälle mehr, wurden doch innerhalb weniger Wochen mehrere Anschläge auf die muslimischen Gotteshäuser verübt. Darunter Moscheen, die sich neben Berlin, Mölln, Bielefeld auch in Westfalen und Oldenburg befinden. In allen Fällen sind die Hintergründe der Taten nicht vollständig aufgeklärt. Die Polizei ermittelt weiterhin und sucht nach Spuren zu den Tätern.
Gotteshäuser sind Orte des Friedens
Dabei sind Gotteshäuser doch jene Gebäude, in denen sich die Menschen in Sicherheit fühlen sollten. Dort wird für die ganze Menschheit gebetet und der Frieden im Islam gepredigt. „Ich bin ein Jude, wenn Synagogen angegriffen werden. Ich bin ein Christ, wenn Christen beispielsweise im Irak verfolgt werden. Und ich bin ein Moslem, wenn Brandsätze auf ihre Gotteshäuser geworfen werden“, lautet ein Zitat von Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD).
Doch das beherrschende Thema in den Leitmedien sind Berichte über die ISIS, wobei Bilder und Nachrichten in den Köpfen der Mehrheitsgesellschaft negativ erhalten bleiben. Genau das stört die Muslime in diesem Land und sie möchten sich dagegen wehren. Moscheebrände, Islamhass, Rassismus und Diskriminierung sind Folgen des aufgebauten schlechten Images der Muslime. Zu Unrecht. Denn mit dem Ganzen haben die Muslime nichts zu tun.
Die Muslime wissen sehr gut, dass sie nichts mit den selbsternannten Gotteskriegern der ISIS zu tun haben und dass diese den Islam mit Füßen treten. Gestern war es die Al-Qaida, heute sind es die ISIS-Terroristen, die das Image der Muslime weltweit um Jahre zurückwerfen. Muslime machen sich deshalb ernsthaft Sorgen. Sie haben Angst, dass weitere Moscheen Opfer von rassistischen Überfällen werden könnten. Die Brände scheinen kein Ende zu haben. Die Zahl der Übergriffe auf Moscheen in Deutschland ist schließlich in den vergangenen Jahren erschreckend gewachsen.
Muslimen wird geraten zu schweigen
Nun wurde vor ein paar Tagen ein weiterer Fall bekannt. Eine rassistische Organisation hat einen 17 Seiten langen Brief an der Şehitlik-Moschee in Berlin hinterlassen. Darin wird den Muslimen gedroht. Außerdem befand sich in dem Umschlag schwarze Asche. Ein deutliches Zeichen in Richtung der Muslime? Ein Bekenntnis zu Brandanschlägen auf Moscheen?
Vor zwei Jahren schon gab es einen ähnlichen Vorfall in der Şehitlik Moschee in Berlin. Damals wurden neun Seiten verfasst. Die Kopien dieser Schreiben durften damals nicht mal verteilt werden. Den Angaben der Mitarbeiter der Moschee zufolge sei dies der ausdrückliche Wunsch der Polizei gewesen. Die Moschee bekam Polizeischutz und Solidaritätsbekundungen von Politikern.
Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht!
Angesichts solcher Taten bleibt den Muslimen nur eines. Sie müssen aufstehen. Sie müssen sich gegen Hass und Unrecht stellen und sich klar positionieren. 2.000 Duetsche Moscheegemeinden rufen heute am 19. September 2014 dazu auf ein Zeichen gegen den Hass zu setzen. Das Motto des Aktionstages lautet „Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht“. Die deutschen islamischen Religionsgemeinschaften haben sich dafür erneut und in aller Deutlichkeit von den Terror-Milizen der ISIS und allen Sympathisanten distanziert. Sie haben aber auch die Anschläge auf Moscheen verurteilt und vor dem Rassismus gegen Muslime gewarnt.
Die zentrale Veranstaltung in Berlin findet in der vom Brandanschlag betroffenen Mevlana Moschee statt. Dort werden unter anderem der EKD-Chef Schneider, Cem Özdemir, Gregor Gysi, SPD Generalsekretärin Fahimi und Senatorin Dilek Kolat erwartet. Sie werden ihre Solidarität zeigen. Innenminister de Maizière wird die Moschee in Hannover besuchen. Dies sind deutliche Zeichen für einen Zusammenhalt und sie gehen bis in die Mitte der Gesellschaft. Bleibt nur die Hoffnung, dass auch die Menschen die Chance ergreifen und gemeinsam mit Muslimen gegen Hass und Unrecht aufstehen.
Details zu den Veranstaltungen gibt es auf der Seite des Koordinationsrates: http://koordinationsrat.de/detail1.php?id=153&lang=de