Studie

Deutschlands Muslime: Gefürchtete Demokraten

Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung belegt, dass es in Deutschland weiterhin starke Vorbehalte gegenüber dem Islam und den Muslimen gibt. Dagegen hilft anscheinend nur die stärkere persönliche Begegnung.

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04
2013
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Muslime in Deutschland sind offenbar stärker von der Demokratie überzeugt als Menschen aus Ostdeutschland. Dies geht aus der jüngsten Erhebung für den Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung hervor. Während 80 Prozent der Muslime den Satz „Die Demokratie ist eine gute Regierungsform“ bejahen, sind es bei den Ostdeutschen nur 76 Prozent. In Westdeutschland liegt die Zustimmung bei 88 Prozent.

Der aktuelle Religionsmonitor stellt heraus, dass ein Großteil der Deutschen den Islam als eine Bedrohung ansieht. Laut Erhebung glaubt fast jeder Zweite, dass man den Islam und die Muslime fürchten muss. In Ostdeutschland ist die Ablehnung gegenüber dem Islam sogar höher als in Westdeutschland. Dort liegt die Zahl der Menschen, die den Islam als Bedrohung ansehen bei 57%, obwohl in Ost-Deutschland kaum Muslime leben. Weiterhin teilt die Hälfte der Befragten die Ansicht, dass der Islam nicht in die westliche Welt passt.

Die Zahlen stehen laut Bertelsmann-Stiftung in krassem Widerspruch zur allgemeinen Offenheit gegenüber dem religiösen Leben in Deutschland. So teilen rund 85% der Teilnehmer die Ansicht, dass man gegenüber allen Religionen offen sein sollte. Auch der Aussage, dass jede Religion einen wahren Kern hat, stimmen 67 Prozent zu. Und 60 Prozent der Befragten empfinden die wachsende religiöse Vielfalt als eine Bereicherung. Allerdings erkennen noch mehr Befragte (64 Prozent) darin eine Ursache für Konflikte.

Echte Begegnungen helfen gegen Stereotype

„Für die negative Einschätzung nicht-christlicher Religionen sind offenbar echte Begegnungen weniger entscheidend als die Stereotype, die über sie verbreitet werden“, erklärt Stephan Vopel, Programmleiter der Bertelsmann Stiftung. „Die Daten des Religionsmonitors belegen, dass der persönliche Kontakt mit Menschen anderer Religionen eng verbunden ist mit einer höheren Aufgeschlossenheit ihnen gegenüber.“

Für den Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung wurden 14.000 Personen in 13 Ländern zu ihrer persönlichen Religiosität, ihren Werthaltungen und dem Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft befragt. Detaillierte Ergebnisse: Religionsmonitor

Neben dem persönlichen Kontakt mit Menschen anderer Religionen hängen, laut Religionsmonitor, auch eine höhere Bildung sowie eine bessere wirtschaftliche Lage mit größerer Offenheit gegenüber anderen Religionen zusammen. Zudem wirke der eigene Glaube als Brückenbauer: So neigten religiöse Menschen eher dazu, die zunehmende religiöse Vielfalt als Bereicherung wahrzunehmen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, warb mit Blick auf die Studie für eine beharrliche Überzeugungsarbeit. „Die Studie nährt den Eindruck, dass viele Menschen in Deutschland ein verzerrtes Bild vom Islam in unserem Land haben“, sagte der Theologe der Zeitung „Die Welt“. Die übergroße Mehrheit der Muslime lebe friedlich in Deutschland.