Sie hatte sich über zu viele Kopftuchträgerinnen in der Dortmunder Nordstadt beschwert und lehnte trotz mehrfacher Aufforderungen eine Entschuldigung ab. Seit gestern ist Gerda Horitzky (CDU) keine stellvertretende Bezirksbürgermeisterin mehr. Sie wurde wie erwartet abgewählt.
Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, die Piraten und die SPD haben gestern Nachmittag (24.09.2014) in der Bezirksvertretung der Innenstadt Nord (Dortmund) die umstrittene CDU-Politikerin Gerda Horitzky als stellvertretende Bezirksbürgermeisterin abgewählt. Mit 13 zu 6 Gegenstimmen kam die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit zusammen. Jemand aus dem Lager der Absetzungsbefürworter hatte anscheinend gegen die Abwahl gestimmt.
Horitzky hatte sich in einem Leserbrief an die Ruhrnachrichten über angeblich zu viele Kopftuchträgerinnen in der Dortmunder Nordstadt beschwert. Hintergrund war die Weigerung eines evangelischen Krankenhauses eine muslimische Krankenschwester mit Kopftuch weiterhin zu beschäftigen. In einem ähnlichen Fall war ebenfalls gestern eine Muslimin vor dem Bundesarbeitsgericht (BAG) zumindest vorerst gescheitert.
Das BAG erkannte eine generelle Möglichkeit für kirchliche Einrichtungen an, Kopftücher für Beschäftigte zu verbieten, verwies den Fall jedoch zurück an die Vorinstanz. Es müsse geklärt werden, ob es sich bei dem Krankenhaus tatsächlich um eine kirchliche Einrichtung handelt, die der Kirche institutionell untergeordnet ist. ((5 AZR 611/12))
Von ihrer Abwahl zeigte sich Horitzky unbeeindruckt. Sie erklärte, sie habe damit gerechnet und kündigte an, weiterhin Politik für die CDU und die Nordstadt betreiben zu wollen. An ihrer umstrittenen Haltung zu Kopftüchern werde sie zudem weiterhin festhalten, sagte Horitzky. Sie habe mit ihren Äußerungen einen Beitrag zur Debatte um die Integrationspolitik in der Nordstadt geleistet. Die CDU hatte trotz der islamfeindlichen Kommentare der Politikerin auf personelle Konsequenzen verzichtet.
Die SPD hatte erst nach langem Zögern den Antrag der Opposition auf Absetzung unterstützt. In einer Stellungnahme wurde erklärt, dass man sich sehr intensiv in mehreren Beratungsrunden mit dem Vorgang auseinandergesetzt habe. „Die Äußerungen von Frau Horitzky sind in ihrer Undifferenziertheit islamfeindlich und migrantenfeindlich“, wurde erklärt. Sie stünden im Widerspruch zu den Aufgaben und der Funktion einer stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin.
Gerade in einem Stadtteil mit hohem Anteil an Muslimen und Migranten und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit, Integration zu ermöglichen, seien die Äußerungen von Horitzky nicht förderlich gewesen. Sie habe sich auch nicht darum bemüht, eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Anm. d. Redaktion: In einer früheren Version wurde behauptet, der Fall der muslimischen Krankenschwester sei gestern verhandelt worden. Dabei handelte es sich um einen Irrtum. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.