Islamfeindlichkeit

Mehrheit der Deutschen hat Vorurteile gegenüber Islam

Günther Jauch spricht über Muslime und lädt dazu keine (normalen) Muslime ein. Kurz vor der Sendung wird zudem eine repräsentative Umfrage veröffentlicht, wonach die Mehrheit der Deutschen Vorurteile gegenüber dem Islam haben. Kritik kommt auf. Viele wollen abschalten.

27
09
2014

Der Moderator Günther Jauch spricht an diesem Sonntag um 21:45 Uhr in der ARD mit seinen Gästen zur Frage: „Gewalt im Namen Allahs – wie denken unsere Muslime?“. Pünktlich vor der Ausstrahlung der aufgezeichneten Sendung wurden zusätzlich als Werbung für das Thema die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von infratest dimap im Auftrag der Sendung Günther Jauch veröffentlicht. Demnach halten 53 Prozent der Deutschen die Religion des Islam für demokratiefeindlich, 68 Prozent für intolerant.

Danach gefragt, welche Eigenschaften sie mit dem Islam verbinden, gaben fast zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten an, die Religionsgemeinschaft als frauenfeindlich einzustufen. Immerhin vier von zehn Befragten (42 Prozent) bewerten den Islam als aggressiv, 38 Prozent halten ihn für eine Bedrohung.

Muslime kritisieren Einladungspraxis und Gästeliste

Derweil gibt es Kritik an der Einladungspraxis von Günther Jauch. So hatte die Sendungsredaktion anfangs nur aus Talkshows bekannte Politiker wie Wolfgang Bosbach (CDU) und Journalisten wie Özlem Gezer in die geplante Talk-Runde eingeladen. Am heutigen Samstag wurde die Liste der Gäste um den Berliner Prediger Abdul Adhim Kamouss erweitert. Kamouss gilt als eine wichtige Person innerhalb der salafistischen Szene – allerdings nicht als Vertreter einer breiten muslimischen Basis.

Die Einladungspraxis und die Gästeliste der Redaktion von Günther Jauch rief daher bei Muslimen – vor allem auf sozialen Netzwerken – Unverständnis aus. Neben vielen Usern kritisierten auch bekannte muslimische Vertreter, wie der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, die Auswahl. Mazyek bemängelte auf Facebook, dass erneut in einer Sendung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk „über“ Muslime gesprochen werde, statt „mit“ Muslimen.

Viele Muslime wollen die Sendung nun aus Prinzip nicht ansehen. Das absehbare Ergebnis der Talkrunde werde das Image des Islam kaum verbessern, sind die Meisten überzeugt.

Leserkommentare

Heinrich sagt:
Können Sie bitte ein paar Links veröffentlichen wo zum Beispiel so eine Diskussion ( wie oben beschrieben) statt gefunden hat? Oder zum Beispiel den Post von Ayman Mazyek auf facebook wo er sagen soll, dass man "über" Muslime und nicht "mit" Muslimen spricht. Vielen Dank.
28.09.14
16:08
oneumma sagt:
Ich finde es hat leider nicht viel gebracht..unsere ziel, dass verschiedene Menschen näher aneinander finden, wurde leider nicht erreicht. Das war keine gute Runde. Jauch war meiner Meinung nach nicht offen genug und ich fand ihn parteiisch. Man müsse mehr tun.
29.09.14
0:20
Andreas sagt:
Jeder ist irgendwie parteiisch. Allerdings wäre es schön, wenn jemand, der vorgibt eine Diskussionsrunde zu moderieren, sich mit seiner Meinung eher zurückhält. Aber ich halte von solchen Talksendungen sowieso nichts. Da werden nur gängige Vorurteile bedient und es wird Extremisten eine Plattform gegeben, ihre Ansichten unters Volk zu streuen. Es wird Zeit, dass wir Zuschauer uns dagegen wehren, derart zugemüllt zu werden und dafür auch nicht zahlen sollen. Wieso wird bei diesen Talkrunden nicht darüber diskutiert, wie wir alle gemeinsam dem Terror begegnen können? Oder weshalb geht unter, dass die Opfer von Terroristen überwiegend Muslime sind? Oder diejenigen, die den IS bekämpfen auch Muslime sind? Oder diejenigen, die die Flüchtlinge bei sich aufnehmen Muslime sind? Das wären Dinge, die mit gängigen Vorurteilen aufräumen könnten, anstatt sie zu befeuern und eine zunehmende anti-muslimische Stimmung zu erzeugen.
29.09.14
17:24
Kritika sagt:
L.S. @ Andreas: In Europa sind Terroristen zu fast 100% Moslims. Moslemischer Opfer sind Collateral-Schaden, daher ~ entsprechend ihres Bevölkerungsanteils, nur im niederen %-Bereich. Gruss, Kritika
20.11.16
0:16