Krawallnacht in Hamburg

Schura: „Gemeinsam gegen Gewalt und Extremismus!“

Was passierte in der Krawallnacht von Hamburg? Die Schura hat eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die Geschehnisse einordnet und mutmaßliche salafistische Jugendliche als Verantwortliche benennt. Gleichzeitig distanziert sie sich von Extremismus.

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2014
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In einer Stellungnahme hat die Religionsgemeinschaft Schura – Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg e.V. (Schura) Darstellungen in den Medien, wonach es am 8.10.2014 zu Ausschreitungen zwischen „Muslimen und Kurden“ im Hamburger Stadtteil St. Georg gekommen sei, zurückgewiesen. Die Schura stellte klar, dass es einen solchen Konflikt schlichtweg nicht gebe. Kurden seien zum ganz überwiegenden Teil Muslime. Zu den Mitgliedern der SCHURA gehörten zudem drei kurdische Moscheegemeinden. Extremisten wie gewaltbereite Salafisten und Sympathisanten des sog. „Islamischen Staates“ (IS) seien „unser aller gemeinsamer Gegner“, teilte die Schura am Samstag (11.10.2014) in einer verbreiteten Erklärung mit.

Die Schura macht für die Ausschreitungen, die bundesweit für Entsetzen und Empörung sorgten, einen geplanten Angriff auf einen kurdischen Kulturverein durch eine Gruppe gewaltbereiter Jugendlicher aus der salafistischen Szene verantwortlich. Laut Schura waren in den Vereinsräumen zum Zeitpunkt des Angriffs viele Kurden, die sich nach einer Demonstration gegen den IS dorthin begeben hatten und die sich „zur Wehr setzten.“

Daraufhin hätten sich die Jugendlichen in Richtung des Gebäudes mit der Al-Nour und der Albanischen Moschee am Kleinen Pulverteich zurückgezogen. „Während die Tür der Albanischen Moschee verschlossen war, stand die Tür der Al-Nour-Moschee offen und ca. zwei Dutzend Personen drangen ein, während der stellvertretende Imam mit einer Gruppe Moscheebesucher gerade mit dem Nachtgebet beginnen wollte“, so die Schura.

Polizei hat versagt

Zwischenzeitlich sei die Polizei angerückt und habe die Umgebung abgesperrt. Die salafistischen Jugendlichen, die laut Schura mit Knüppeln, Metallstangen, Messern sowie anderen Hieb- und Stichwerkzeugen bewaffnet gewesen sein sollen, hätten sich zum Teil vor und in der Moschee aufgehalten. „Sie begannen Parolen zu rufen, mit denen sie ihre Sympathie für den IS ausdrückten“, sagt die Schura.

Der stellvertretende Imam der Al-Nour-Moschee und drei inzwischen eingetroffene Vorstandsmitglieder hätten versucht das Hausrecht auszuüben und alle Personen aus der Moschee zu verweisen. Ebenfalls habe man die Polizei zur Durchsetzung des Hausrechts aufgefordert, doch diese habe keinen Anlass zum Handeln gesehen. „Die Moschee wollte keine Obdach für Gewalttäter und Extremisten sein“, erklärt die Schura und verweist darauf, dass auch der Imam und die Schura-Vorstandsmitglieder von den IS-Sympathisanten zum Teil massiv bedroht worden seien.

„Erst nachdem es auf dem Steindamm zu weiteren schweren Auseinandersetzungen mit weit über einem Dutzend Verletzten gekommen war, kam gegen 23.30 Uhr die Polizei mit verstärkten Kräften und räumte unter Einsatz von Wasserwerfern den Steindamm.“

Treffen am nächsten Tag

Nach Angaben der Schura trafen sich am nächsten Morgen im Polizeikommissariat 11 auf dem Steindamm Vertreter der Polizei, des Kurdischen Kulturvereins, der Al-Nour-Moschee, der Schura sowie die Bürgerschaftsabgeordneten Christiane Schneider und Cansu Özdemir von der Linken und Pastor Kay Kraak zu einem runden Tisch. „Dabei stellte man zunächst den Sachverhalt der nächtlichen Ereignisse fest und beschloss, in sozialen Medien verbreiteten zur Aufstachelung von Emotionen verbreiteten Gerüchten wie dem, Kurden hätten eine muslimische Frau getötet, nachhaltig entgegen zu treten. Einig war man sich laut Schura auch in der politischen Bewertung, dass es in Hamburg keinen Konflikt zwischen Kurden und Muslimen gibt, jedoch ein gemeinsames Problem mit gewaltbereiten salafistisch orientierten Personen, dass gesellschaftlich gelöst werden muss“, sagt die Schura.

Diese Darstellung sei von Vertretern der Schura, der Al-Nour-Moschee und des Kurdischen Kulturvereins sodann gemeinsam auf einer am Nachmittag kurzfristig einberufenen Pressekonferenz vertreten.