Türkei

Religiöse Schulen verzeichnen Boom

In der Türkei erfreuen sich religiöse Schulen immer größerer Beliebtheit. Die Anmeldezahlen zu den sogenannten Imam-Hatip-Schulen nehmen zu. Das war jedoch nicht immer so. Zwischenzeitlich kämpften die religiösen Schulen in der Türkei um ihre Existenz.

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In der Türkei steigt die Zahl der Schüler an religiösen Mittel- und Oberschulen stark an. Wie die Zeitung Taraf am Freitag (21.11.2014) meldete, werden im laufenden Schuljahr rund 714.000 Schüler an sogenannten Imam-Hatip-Schulen unterrichtet. Im vergangenen Jahr waren es den Angaben nach 481.000. Das entspricht einem Anstieg um fast 49 Prozent. Die Zahl der Imam-Hatip-Schulen wuchs laut der Zeitung innerhalb eines Jahres um 415 Einrichtungen auf 2.544.

Die staatlichen Imam-Hatip-Schulen waren ursprünglich zur Ausbildung des Nachwuchses im Bereich der islamischen Theologie gedacht, erfreuen sich aber wegen der Betonung religiöser Themen bei vielen Familien großer Beliebtheit. Sie werden auch von zahlreichen Mädchen besucht.

Zwischenzeitlich Einbruch in den Anmeldungen

Die Schulen hatten jedoch zwischenzeitlich einen starken Einbruch bei den Anmeldezahlen erlitten. Aufgrund des postmodernen Putsches in der Türkei, in deren Folge der damalige Ministerspräsident Necmettin Erbakan und seine Partei mit einem Politikverbot belegt worden sind, wurden auch religiöse Institutionen und Muslime offen angefeindet und vom Staatsapparat eingeschränkt. Die Imam-Hatip-Schulen und Schüler solcher Einrichtungen wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen.

Zum einen wurden die Schulen massiv eingeschränkt, zum anderen wurden die Zulassungen zum Studium verschärft. Entsprechend blieben mehrere Jahre lang Anmeldungen für diese Schulformen aus. Viele Schulen mussten gar schließen. Der frühere Ministerpräsident und heutige Staatschef Recep Tayyip Erdoğan, selbst Absolvent einer Imam-Hatip-Schule, hatte in den vergangenen Jahren Benachteiligungen der Schüler dieser Schulen bei der Universitätszulassung abgeschafft. Seitdem erleben die Imam-Hatip-Schulen einen neuen Boom.

Kritiker werfen Erdoğan vor, die religiöse Bildung zu Lasten normaler Schulen fördern zu wollen. Allerdings ist der Anteil der Imam-Hatip-Schüler an der Gesamtzahl der Mittel- und Oberschüler in der Türkei mit etwa sieben Prozent weiterhin noch relativ klein. (KNA/iQ)