Mohnblumen auf Kopftüchern können schön aussehen. In England sorgen sie aber für Diskussion. Denn der „Poppy“ hat dort eine besondere Bedeutung.
Elisabeth und Camilla tragen die Mohnblume, warum also nicht Aisha? Im November schmücken Poppies (Mohnblumen) ganz England. Viele Menschen tragen einen Anstecker, eine Einkaufstasche oder Schlüsselanhänger mit den roten Blumen. Auch Büsse werden mit riesigen Poppy-Stickern verziert und an Gedenkstätten und Gräbern werden Mohnblumen niedergelegt.
Poppies sind ein Symbol für die „flander fields“, die Mohnfelder Flanders, durch die die Front im Ersten Weltkrieg verlief. Mit Anlehnung an ein Gedicht des Kanadiers John McCrae erinnern die Poppies an das Blut der Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Anlässlich des 100. Jahrestages des Kriegsbeginns hat sich nicht nur Großbritannien für dieses Jahr etwas aussergewöhnliches einfallen lassen, sondern auch die Muslime der Insel.
Die Organisation „Islamic Society Britain“ und der Think Thank „British Future“ haben anlässlich des „Remembrance Day“ Kopftücher mit Mohnblumen verkauft. Mit dem Tuch soll auch an die zahlreichen muslimischen Soldaten, die in der englischen Armee gekämpft haben, erinnert werden. Ihre Geschichte ist weitestgehend unbekannt. Man geht davon aus, dass mehrere Hunderttausend von diesen Soldaten, die zum größten Teil Inder waren, Seite an Seite mit den Engländer standen.
Die Vorsitzende des Islamic Society Britain“ ist begeistert von der Idee. Britische Muslime würden auch sonst einen Poppy tragen, der „Poppy-Hijab“ sei nur eine andere Ausdrucksform. Mit diesem Zeichen könne man das Gesicht des „britischen Islams“ zeigen. Tabinda Kauser-Ishaq, die Designerin des Tuches, ist sich sicher: das Poppy-Kopftuch drücke aus, dass man eine stolze Muslima und zugleich stolze Britin sei.
Viele sehen das anders. Kritische Stimmen aus der muslimischen Community werden laut. Sie können die Idee hinter dem Poppy-Kopftuch nicht nachvollziehen. Auf sozialen Netzwerken wird darüber diskutiert, wieso man seine Identifikation mit der britischen Nation mit Hilfe eines Kopftuchs zeigen sollte. Es gäbe keinen Grund, eine spezielles Kleidungsstück für Muslime zu entwerfen, während alle anderen einen einfachen Stecker tragen.
Immerhin scheint die Idee bei einigen Muslimen gut angekommen zu sein, denn die Tücher sind ausverkauft, 120 davon sogar in den ersten 36 Stunden.