Vertreter muslimischer Religionsgemeinschaften zeigen sich besorgt über die Ergebnisse des Religionsmonitors. Sie kritisieren die mediale Berichterstattung über Muslime und fordern ein stärkeres gesamtgesellschaftliches Engagement für den Abbau von Vorurteilen.
Die Ergebnisse des aktuellen Religionsmonitors der Bertelsmann Stiftung, wonach die Hälfte aller Deutschen den Islam für eine Bedrohung hält, hat zu kontroversen Debatten geführt. Vertreter muslimischer Religionsgemeinschaften haben sich jetzt zu Wort gemeldet und sehen sich durch die Ergebnisse des Religionsmonitors in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), bekräftigte im ZDF Morgenmagazin, dass es einen „strukturellen islamfeindlichen Boden“ in Deutschland gibt. Mazyek nahm auch die Medien in die Pflicht und kritisierte, dass in der Berichterstattung vielfach nicht zwischen Extremismus und der Religion des Islam unterschieden werde.
Der Präsident des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), Ali Ataullah Demirezen erklärte bezüglich der Studie der Bertelsmann Stiftung: „Es ist sehr erfreulich zu hören, dass unsere Gesellschaft die religiöse Vielfalt als eine Bereicherung wahrnimmt. Die negative Einstellung gegenüber Muslimen und die Angst vor dem Islam sind jedoch besorgniserregend. Daran müssen wir alle noch intensiv arbeiten, damit es nicht zu gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung der Muslime führt.“
Demirezen verwies auch auf eine gewisse Verantwortung der Medien und der Politik. Diese müssten dabei helfen das verzerrte Bild vom Islam zurechtzurücken. Gesellschaftliche Probleme dürften zudem nicht auf die Religion einzelner zurückgeführt werden.
Bekir Alboğa, Sprecher der Türkisch-Islamischen Union (DITIB), sprach hingegen zusätzlich das Problem der inszenierten Kulturkämpfe an. Er beklagte, dass Rassismus und Diskriminierung in Deutschland, „wenn sie nicht mit Rechtsextremismus zusammentreffen, oft noch nicht mal als solche wahrgenommen“ würden.
Der Vorsitzende der DITIB, Prof. Izzet Er erklärte: „Die Studie formuliert als Fazit, dass insbesondere der Islam als etwas Fremdes, Andersartiges und Bedrohliches empfunden wird. Wer das Fremde vertraut macht und das Andersartige verständlich macht, der nimmt dem auch das Gefühl der Bedrohung und Angst! Daran zu arbeiten, ist Aufgabe aller gesellschaftlich relevanten Vermittler – insbesondere auch der Moscheegemeinden.“
Ali Kızılkaya, Vorsitzender des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland stellte bezüglich der Wahrnehmung des Islam in Deutschland fest: „Wir sprechen hier von keiner echten Angst, sondern von einer Islamophobie. Dies ist aus der Sicht der Muslime natürlich ein bedauernswerter Umstand. Die Hintergründe haben jedoch sehr stark mit der medialen Berichterstattung über den Islam zu tun. Diese sind oft so gestaltet, dass sie Ängste gegenüber dem Islam und den Muslimen schüren.“
Kızılkaya bekräftigte, dass diese Wahrnehmung nicht der Realität der Muslime und des Islam in Deutschland entspreche. Er stellte klar: „Muslime tragen zur kulturellen und religiösen Vielfalt in diesem Land bei.“