In Paris wurde ein Anschlag auf das islamkritisches Satiremagazin „Charlie Hebdo“ verübt, bei dem mehrere Menschen starben und verletzt wurden. Politiker, Medienvertreter, und Muslime verurteilen die Tat und bekunden den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl.
Bei einem Anschlag auf das islamkritische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris sind mindestens zwölf Menschen getötet und vier schwer verletzt worden. Zwei vermummte Männer mit Schnellfeuerwaffen überfielen am Mittwochvormittag die Pariser Redaktion der Satirezeitung. Die Täter sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiter auf der Flucht.
Staatspräsident Francois Hollande erklärte, es handele sich ohne Zweifel um die Tat von Terroristen. Die Angreifer sollen Medienberichten zufolge bei ihrem Überfall mehrfach „Allah ist groß“ gerufen haben. Augenzeugen berichteten zudem, die Täter hätten „Rache für den Propheten“ skandiert.
Diverse Politiker, Medien und gesellschaftliche Vertreter verurteilen diese Tat und bekunden ihre Solidarität mit den Opfern des Anschlags. So beispielsweise die Französische Bischofskonferenz. Sie äußerte sich entsetzt und rief zum Frieden auf. „Die Barbarei dieses Mordanschlags verletzt uns alle“, erklärten die Bischöfe in Paris. „Nichts rechtfertigt eine solche Gewalt.“ Besonders in der jetzigen Situation sei die von Vielfalt geprägte Gesellschaft aufgerufen, auf ein brüderliches Miteinander zu achten und den Frieden zu wahren.
Der Anschlag auf die Pariser Redaktion hat auch in Deutschland für Empörung und Entsetzen gesorgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in einem Telegramm an Hollande, diese „abscheuliche Tat“ sei nicht nur ein Angriff auf die Franzosen, sondern auch „ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur“. Bundespräsident Joachim Gauck reagierte mit Bestürzung. In einem Kondolenzschreiben an den französischen Staatspräsidenten schreibt Gauck von einem abscheulichen Überfall. „Es gibt nichts, was ein solches Verbrechen rechtfertigen könnte.“ Es gelte nun, sich „unermüdlich“ für Freiheit, Menschenrecht und Demokratie einzusetzen.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sprach von einem Anschlag auf das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit. „Es ist unfassbar, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Land eine Satirezeitschrift in den Fokus von Fanatikern geraten kann, die mit brutalsten Mitteln versuchen, islamkritische Standpunkte zu unterdrücken», erklärte der DJV-Vorsitzende Michael Konken. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) sprach von einem schwarzen Tag für die Pressefreiheit. Journalisten und Medien dürften sich nicht einschüchtern lassen.
Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland verurteilen diverse Vertreter muslimischer Religionsgemeinschaften den blutigen Anschlag auf die Redaktion. Der in Frankreich bekannte Imam Hassen Chalghoumi hat die Angriffe auf das französische Satiremagazin scharf kritisiert. „Die Barbarei der Angreifer hat nichts mit dem Islam zu tun“, betonte der aus Tunesien stammende Imam beim Besuch des Tatorts dem französischen TV-Sender BFMTV. Auf Hass könne man nicht mit Gegenhass antworten. „Die Journalisten sind die Märtyrer der Freiheit.“
Auch die islamische Religionsgemeinschaft „Union des Organisations Islamiques de France (UOIF)“ bekundet auf ihrer Internetseite ihr tiefes Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer und der gesamten Redaktion und verurteilt diese Anschläge als kriminell und brutal.
Der Dachverband der Muslime in Frankreich erklärte: „Dieser schrecklich barbarische Akt ist auch ein Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit“. Verbandspräsident Dalil Boubakeur sagte, vor dem Hintergrund dieses „nationalen Dramas“ müsse die islamische Gemeinde Frankreichs sich vor möglichen Manipulationen durch Extremisten hüten. In einer international angespannten Lage, die durch den Wahn von Terroristen geprägt sei, die sich zu Unrecht auf den Islam beriefen, rufe der Verband „alle den Werten der Republik und der Demokratie Nahestehenden“ auf, Provokationen zu vermeiden und kein Öl ins Feuer zu gießen.
In Deutschland reagierten ebenfalls verschiedene muslimische Religionsgemeinschaften und Vertreter mit Mitgefühl für die Opfer und scharfer Kritik für die Tat. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) spricht von einem Anschlag auf die Menschheit. „Dies ist niederträchtig und absolut inakzeptabel. […] Unser aller Schöpfer gebietet die Achtung seiner vielfältigen Schöpfung. Die Unverletzlichkeit des Menschen, seiner Würde und seiner Orientierung ist darin zentral“, erklärt die Religionsgemeinschaft in ihrer Pressemitteilung.
Auch die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) zeigt sich empört über die Anschläge. „Das Attentat in Paris erschüttert und schockiert uns […] Wir verurteilen diesen grausamen Anschlag aufs Schärfste“, so IGMG Generalsekretär Mustafa Yeneroğlu.
Der Vorsitzende des Islamrates Ali Kizilkaya twitterte kurz nach Bekanntwerden der Tat: „Ich verurteile den brutalen Anschlag in Paris auf schärfste. Und spreche den Angehörigen mein tiefstes Beileid aus.“ Es gelte nun den gesellschaftlichen Frieden nicht zu gefährden und zusammenzuhalten, so Ali Kızılkaya gegenüber IslamiQ.
Das Attentat auf das Pariser Satiremagazin ist auch nach Auffassung des Münchner Forums für Islam die „schwerste Form der Gotteslästerung“. Der Prophet Muhammad würde sich „von solchen barbarische Akten wie heute in Paris geschehen distanzieren und sie schärfstens verurteilen“, sagte der Vorsitzende des Forums und Penzberger Imam Benjamin Idriz am Mittwoch. „Unsere Anteilnahme gebührt den Angehörigen der Opfer, unser Mitfühlen den Verletzten.“ Meinungsfreiheit sei ebenso zu schützen wie Religionsfreiheit. Die Täter „gehören nicht zu Europa und sie gehören nicht zum Islam“, so Idriz.
Der muslimische Schriftsteller Navid Kermani fand abschließend folgende Worte für diese Tat: „Das ist nicht nur ein Anschlag auf eine Zeitschrift und auch nicht nur auf die Kunst. Das ist ein Anschlag auf ein Europa, das den Menschen ungeachtet ihres Geschlechts, ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung Würde, Freiheit und gleiche Rechte zuspricht – auch und zumal den Muslimen.“ Trotz des Anschlags dürften die Europäer den Terroristen nicht auf den Leim gehen. Sie müssten die Freiheit hochhalten.
«Es ist wichtig, dass wir jetzt die Nerven behalten», schließt sich der Erlanger Jura-Professors Mathias Rohe an. Denn die Terroristen wollten mit ihren Anschlägen staatliche Repressionen provozieren, um ihren Fanatismus zu rechtfertigen. «In diese Falle dürfen wir nicht laufen», warnte er. (KNA/dpa/iQ)