Die Staatsministerin Aydan Özoguz beurteilt die Ergebnisse der aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Islam einerseits als erfreulich im Hinblick auf die große Verbundenheit der Muslime zu Deutschland, andererseits aber auch als besorgniserregend bzgl. der zunehmenden Islamfeindlichkeit in Deutschland. Muslimische Vertreter teilen ebenfalls ihre Sorge mit.
Nach der Vorstellung der Sonderauswertung „Islam“ des Religionsmonitors und der Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag (08.01.2015), erklärte die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Aydan Özoguz in einer Pressemitteilung, die Ergebnisse seien in ihrem Widerspruch erfreulich und besorgniserregend zugleich. Gerade die aktuellen Ereignisse in Frankreich um den Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazin „Charlie Hebdo“, aber auch die Angriffe auf muslimische Einrichtungen als Folge daraus zeigten, „dass der Weg zum Zusammenhalt auch über Religionsgrenzen hinweg wichtig ist.“ Die Ergebnisse der Studie belegen, dass dies auch in Deutschland beherzigt werden müsse.
„Auf der einen Seite sehen sich Deutschlands Muslime stark in unserer Gesellschaft verankert. Für sie sind die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung selbstverständlich und sie haben oft und gerne Kontakt zu Nicht-Muslimen. Dieser Befund widerlegt das oft gehörte Vorurteil, dass sich Muslime in Parallelgesellschaften einrichten würden. Auf der anderen Seite lehnen 57% den Islam ab. Das muss uns sehr nachdenklich stimmen.“, so Özoguz.
Gerade der Befund, dass die Ablehnung der Muslime dort am größten sei, wo am wenigsten Muslime leben, sei für die Politik entscheidend. Denn vor diesem Hintergrund müsse auch die Pegida-Bewegung in Dresden verstanden werden. „Je mehr Kontakte und Begegnungen es aber mit Muslimen gibt, desto geringer ist die Ablehnung des Islams“, erklärt Özoguz weiter.
Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) teilt ebenfalls ihre Sorge über das Ergebnis der Studie mit. „Es ist besorgniserregend, dass weit mehr als die Hälfte aller Bundesbürger der Meinung sind, der Islam sei bedrohlich. Nach dem abscheulichen Anschlag in Paris müssen wir uns noch mehr Sorgen und Gedanken darüber machen, wie wir den sozialen Frieden fördern und Vorurteilen wirksam begegnen können“, so Mustafa Yeneroğlu, Generalsekretär der IGMG.
Dabei warnt er vor allem vor den Parolen der islamfeindlichen Protest-Bewegung Pegida, die diese Vorfälle für ihre Hetze missbrauche. Yeneroğlu fordert daher: „Entziehen wir ihnen den Boden. Hören wir auf, die Pariser Täter als ‚Islamisten‘ zu bezeichnen oder ihre Taten im Kontext von Religion zu beurteilen und damit das Bild des Islams sowie der Muslime weiterhin negativ zu prägen, sondern nennen sie beim Namen: Terroristen! Wir haben alle vor den Fernsehern verfolgen können, dass diese Personen kein Anstand und Moral besitzen und genau dies setzt Religiosität unbedingt voraus.“
Denn Muslime seien fester Bestandteil dieser Gesellschaft und fühlen sich mit Deutschland verbunden, wie die Studie ebenfalls zeigte. Die IGMG ruft daher alle Menschen, egal ob muslimisch oder nicht, dazu auf an den Mahnwachen und Kundgebungen teilzunehmen, um gemeinsam den Opfern des Anschlages und ihren Angehörigen ihre Solidarität zu bekunden, und ein Zeichen gegen Hass und Terror zu setzen.
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