Bundeskanzlerin Merkel zitiert den Ex-Präsidenten Wulff: Der Islam gehöre zu Deutschland. Die Spitze der Bundesrepublik wird zur Mahnwache am Brandenburger Tor in Berlin erwartet.
Führende Politiker wollen am Dienstag gemeinsam mit den Muslimen in Deutschland gegen Terror und für ein friedliches Zusammenleben der Religionen demonstrieren. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte nach den Terroranschlägen in Paris mit 17 Toten vor einer pauschalen Verurteilung der rund vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff habe gesagt, der Islam gehöre zu Deutschland. «Dieser Meinung bin ich auch», sagte Merkel am Montag in Berlin nach einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu.
Angela Merkel: „Von meiner Seite möchte ich sagen, dass unser früherer Bundespräsident Christian Wulff gesagt hat, der Islam gehört zu Deutschland. Und das ist so, dieser Meinung bin ich auch.“
Die Bundesregierung tue alles dafür, dass die Integration von Migranten gelinge, unabhängig von der Religion, sagte Merkel. „Ich bin die Bundeskanzlerin aller Deutschen, das schließt alle, die hier dauerhaft leben, mit ein – egal welchen Ursprungs und welcher Herkunft sie sind.“ Sie fügte hinzu: Unabhängig von der Religion seien alle herzlich willkommen, die sich zu den deutschen Gesetzen bekennen würden und auch Sprachkenntnisse hätten. Deutschland wolle ein friedliches Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen.
Union, SPD, Linke, Grüne und FDP teilten mit, dass sie sich der Mahnwache am Dienstag um 18 Uhr am Brandenburger Tor anschließen. Neben Gauck, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) wollen zahlreiche Minister und Oppositionspolitiker an der Veranstaltung teilnehmen. Unter anderem ist eine Rede von Bundespräsident Joachim Gauck geplant.
An der Kundgebung für Toleranz beteiligen sich auch führende Vertreter des Judentums. Der Zentralrat der Juden teilte am Montag auf Anfrage mit, der Verband sei offiziell eingeladen worden, Vizepräsident Abraham Lehrer werde am Brandenburger Tor sprechen.
Gabriel hatte vergangene Woche eine eigene Kundgebung angeregt und mit dem Vorpreschen für Verstimmung gesorgt. Er und Merkel verständigten sich anschließend darauf, dass sich alle der Mahnwache anschließen, wie es in Koalitionskreisen hieß. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte: „Wir wollen damit deutlich machen, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen.“ Der islamfeindlichen Pegida-Bewegung warf sie eine Instrumentalisierung der Opfer vor. (dpa/iQ)