Bundesweit

100.000 Menschen demonstrieren gegen anti-islamische Pegida

Noch nie war der Widerstand so groß: Während in Dresden wieder Tausende Pegida -Anhänger auf die Straße gehen, formiert sich in ganz Deutschland eine mächtige Gegenbewegung. Das Pegida-Wort „Lügenpresse“ wird zum Unwort des Jahres 2014.

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2015
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Zehntausende Menschen sind am Montagabend in ganz Deutschland auf die Straße gegangen, um für Weltoffenheit, ein friedliches Zusammenleben der Religionen und gegen das Anti-Islam-Bündnis Pegida zu demonstrieren. In der sächsischen Metropole Leipzig versammelten sich nach Angaben der Stadtverwaltung rund 30 000 Menschen, um gegen den ersten „Spaziergang“ des Pegida-Ablegers Legida zu protestieren. Daran nehmen nach Polizeiangaben 4 800 Menschen teil. Der Aufmarsch des islamfeindlichen Bündnisses wurde laut Polizei so massiv von Gegendemonstranten blockiert, dass er zunächst nicht starten konnte.

Die größte Demonstration der islamfeindlichen Pegida-Bewegung fand wieder in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden statt. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich etwa 25 000 Menschen an dem zwölften sogenannten Abendspaziergang, um gegen eine angebliche Überfremdung zu demonstrieren. Die Organisatoren sprachen von 40 000 Teilnehmern. Mehr als 7000 Menschen demonstrierten gegen Pegida. Rund 4000 Menschen haben im Zentrum Berlins gegen Pegida demonstriert. Ihnen standen etwa 400 Anhänger des rechtspopulistischen Berliner Pegida-Ablegers Bärgida gegenüber. Ihr Demonstrationszug kehrte nach rund 500 Metern wegen einer drohenden Blockade wieder zum Ausgangsort am Brandenburger Tor zurück.

Großer Widerstand gegen Bagida

In der bayerischen Landeshauptstadt München demonstrierten rund 20 000 Menschen für Weltoffenheit. Ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Antifa-Gruppen hatte den Aufruf „München ist bunt“ unterstützt. Dort demonstrierte auch der bayerische Ableger der Pegida namens Bagida. Die Polizei zählte 1500 Teilnehmer. In Hannover folgten nach Angaben der Veranstalter rund 17 000 Menschen einem Aufruf zu einer Demonstration gegen Pegida. Der Aufzug des örtlichen Pegida-Bündnisses mit rund 150 Teilnehmern wurde nach nur einer Stunde beendet.

Etwa 9000 Menschen gingen in Saarbrücken aus Protest gegen Pegida auf die Straße, darunter das gesamte saarländische Kabinett. Anlass war der erste Aufruf von Saargida, dem saarländischen Pegida-Ableger, an dessen Aufzug sich nach Polizeiangaben lediglich 200 bis 300 Menschen beteiligten.In der Hansestadt Hamburg demonstrierten laut Polizei rund 4000 Menschen gegen Terror, Rassismus und Ausgrenzung. Die Aktion stand unter dem Motto „Liberté, Égalité, Fraternité! Hamburg steht auf für Freiheit und Demokratie!“. Teilnehmer waren unter anderen Integrationsstaatsministerin Aydan Özoguz

In Düsseldorf demonstrierten etwa 5000 Menschen gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. Im Zentrum der Stadt hatten sich am Abend drei Demonstrationen gegen eine Versammlung der islamkritischen Dügida gebildet. Dazu kamen laut Polizei etwa 350 Teilnehmer. Während der Kundgebung gingen an zahlreichen öffentlichen Gebäuden die Lichter aus. In Rostock, Schwerin und Mainz gingen etwa 1500 bis 2000 Menschen auf die Straße um gegen Pegida zu demonstrieren.

Lügenpresse ist Unwort des Jahres 2014

Der Ausdruck „Lügenpresse“ ist das Unwort des Jahres 2014. Das gab die Jury aus Sprachexperten am Dienstag in Darmstadt bekannt. Zur Begründung führte sie aus, mit dem Wort „Lügenpresse“ würden Medien pauschal diffamiert, weil sich die große Mehrheit ihrer Vertreter darum bemühe, der gezielt geschürten Angst vor einer vermeintlichen „Islamisierung des Abendlandes“ eine sachliche Darstellung gesellschaftspolitischer Themen und differenzierte Sichtweisen entgegenzusetzen. Eine solch pauschale Verurteilung verhindere fundierte Medienkritik und leiste somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit, deren akute Bedrohung durch Extremismus gerade jetzt wieder unübersehbar geworden sei.

Die Jury erinnerte daran, dass der Ausdruck „Lügenpresse“ bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff gewesen sei und dass er auch den Nationalsozialisten dazu gedient habe, unabhängige Medien pauschal zu diffamieren. Mit Blick auf die anti-islamische Pegida-Bewegung legte die Jury dar, gerade die Tatsache, dass die sprachgeschichtliche Aufladung des Wortes „Lügenpresse“ einem Großteil derjenigen, die ihn seit dem vergangenen Jahr skandierten und auf Transparenten trügen, wohl nicht bewusst sei, mache ihn zu einem besonders perfiden Mittel jener, die ihn gezielt einsetzten. (KNA/dpa)