Debatte

Gehört der Islam zu Deutschland oder eher nicht?

Die Diskussion um Merkels Islam-Aussage hielt auch am Wochenende an. Während Parteikollegen nicht begeistert sind, erhält die Bundeskanzlerin von SPD-Chef Sigmar Gabriel und Islamrat-Vorsitzenden Ali Kızılkaya Zuspruch.

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01
2015

Die Kanzlerin hatte vor einer Woche bei einem Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu und unter Verweis auf Ex-Bundespräsident Christian Wulff gesagt, der Islam gehöre zu Deutschland. Bei ihrer Regierungserklärung am Donnerstag hatte sie diese Aussage wiederholt. Zugleich aber hatte sie an muslimische Theologen appelliert, doch klarzustellen, wofür der Islam wirklich stehe und wie es sein könne, dass noch immer im Namen Allahs Terror und Hass verbreitet würden.

Zahlreiche Unionspolitiker kritisierten Merkels Aussage, etwa der Vorsitzende des Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), der Vize-Vorsitzende der Unionsbundestagsfraktion, Arnold Vaatz (CDU), und der Vorsitzende der Jungen Union Paul Ziemiak. Am Wochenende sagte Fraktionschef Volker Kauder dem Berliner „Tagesspiegel“, ihm seien vielmehr die Menschen hinter der Religion wichtig: „Die Muslime gehören zu Deutschland.“ Der CDU-Politiker hatte bereits 2012 gesagt, dass der Islam in seinen Augen nicht zu Deutschland gehöre. Auf die Frage, ob er seine Auffassung geändert habe, sagte Kauder: „Nein.“

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, sagte der Welt, der Satz sei dann richtig, „wenn er besagen soll, dass die Millionen Muslime, die in Deutschland leben und knapp zur Hälfte auch deutsche Staatsbürger sind, zu Deutschland gehören“. Mit diesem Satz könne aber nicht gesagt sein, dass der Islam die deutsche Staatsordnung, Rechtsordnung, Gesellschaftsordnung und Kultur mitgeprägt habe.

Unterstützung für Islam-Aussage

Lob kam indes vom Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel. In einem Gastbeitrag für den «Tagesspiegel» schrieb er, auch die CDU-Vorsitzende sehe, dass der Islam längst zu Deutschland gehöre; das sei ein gutes Zeichen. Zugleich forderte Gabriel, dass der Satz nicht zur Phrase verkommen dürfe. Für wahrhaftige Zugehörigkeit müssten noch viele wirtschaftliche, soziale und kulturelle Voraussetzungen geschaffen werden.

Islamrat Vorsitzender Ali Kızılkaya zeigte sich zufrieden. Die Bundeskanzlerin habe ihre klaren Worte genau zur richtigen Zeit ausgesprochen.“Die Aussage der Kanzlerin hat eine große Signalkraft und Reichweite, sie stellt sich zur richtigen Zeit gegen antiislamische Ressentiments.“

Dass Muslime mit ihrem Glauben in Deutschland lebten, sei Teil der gesellschaftlichen Realität, betonte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist. „Eine andere Frage ist, was daraus folgt“, sagte sie in der Zeitung Welt am Sonntag. Zugleich warnte sie vor falscher Toleranz: „Ich habe kein Verständnis dafür, dass wir als Christen in einer vorauseilenden Selbstaufgabe unsere eigenen Traditionen, die aus unserer Religion heraus erwachsen sind, verleugnen.“ Konkret nannte Kramp-Karrenbauer die Umbenennung von Martinsumzügen in Laternenfeste – „aus lauter Angst, man könne die Gefühle von wem auch immer verletzen“.

Ein für viele sicher überraschender Vorschlag kam ausgerechnet von hochrangigen Kirchenvertretern. Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer und der rheinische Kirchenrat Rafael Nikodemus sprachen sich bei einem religionspolitischen Kongress der Grünen in Düsseldorf für eine Öffnung des Staatskirchenrechts für den Islam und andere weltanschauliche Gruppierungen aus. Pfeffer schlug sogar vor, den Kirchensteuereinzug auch für den Islam und andere Religionsgemeinschaften zu öffnen. Dazu müssten sie allerdings die Voraussetzungen für eine öffentliche Körperschaft erfüllen. (KNA/iQ)

 

Leserkommentare

Thomas sagt:
Soweit der Islam sich zu den Werten des Grundgesetzes bekennt, mag er zu Deutschland gehören. Morddrohungen gegen Islamkritiker und die Ermordung von Karikaturisten steht hingegen im Widerspruch zum Grundgesetz. Folglich ist zur Zeit eher fragwürdig, ob der Islam zu Deutschland gehört.
19.01.15
19:10
Franz sagt:
"Der Islam gehört zu Deutschland". Der Satz ist gleichbedeutend mit "Die Selbstverstümmelung gehört zu Deutschland". Denn: historisch gehört der Islam so wenig zu Deutschland wie die Selbsverstümmelung. Deutschland ist ein freies Land (Frei für Deutsche, und nicht "frei" im Sinne... Frei für Illegale Einwanderung). Der in Deutschland rechtens lebende Bürger, geniesst Freiheit. Dies beinhält auch die Freiheit des Deutschen Bürgers "sich selbst zu verstümmeln", oder "dem Islam beizutreten". Aber zu behaupten, dass "der Islam zu Deutschland gehöre", ist einfach ein Satz der nicht die richtige Balance hat. Was stark zu Deutschland gehört ist (unter anderem!) die Christliche Tradition und nicht der Islam. Ich schäme mich für Deutschland, wenn es den Bürgern in einer unverhältnismäßigen Weise verbreitet, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Nein, in der Weise... gehört er nicht zu Deutschland. Statt dessen ist es die Freiheit die zu Deutschland gehört. Das ist das höhere Gut. Es ist Blödheit, oder Unverantwortlichkeit, oder geziehlte Manipulation... wenn in einem selektiven Wahn von political correctness... nebensächliche Tatsachen hervorgehoben werden; und den Bürgern untergerieben werden.
30.04.16
12:47
Kritika sagt:
L.S. Zu dem Islam gehören Gebräuche wie öffentliches Auspeitschen, Burka, Burkini, Prüderie, blutige Attentate, demonstratives Provozieren mit der Religionszugehörigkeit, endloses Beschäftigen der Justiz mit KopftuchSturheit, Kopf bei lebenden Leibe Abschneiden, lebend verbrennen - - - Alles dies sind zwar islamische Bräuche, gehören zum Islam, aber sicher nicht zu Deutschland. Daher gehört der Islam nicht zu Deitschland. Gruss, Kritika
25.05.17
18:03