Hessen

Islamische Gefängnisseelsorge wird ausgebaut

Auch Muslime haben das Recht auf eine religiöse Betreuung im Strafvollzug. Allerdings muss Islamische Gefängnisseelsorge ausgebaut werden. In Wiesbaden wurde dieser Bedarf scheinbar erkannt.

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02
2015
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Von den rund 5.000 Häftlingen in Hessen sind nach Angaben des Justizministeriums mehr als 20 Prozent muslimischen Glaubens. Unter den Jüngeren sind es noch weit mehr, in der JVA Wiesbaden sind es etwa 40 Prozent. In ganz Hessen sind aber nur zwei muslimische Betreuer aktiv. Einer von ihnen, der Wiesbadener Gefängnis-Seelsorger Husamuddin Meyer, fordert eine flächendeckende religiöse Betreuung für muslimische Gefangene in Hessen: „Es sollte genauso wie für katholische und protestantische Häftlinge überall einen islamischen Vollzeit-Seelsorger geben“.

Wichtig ist für Meyer außerdem die Ausbildung Deutsch sprechender Imame für die Arbeit in den Anstalten. Der zum Islam konvertierte Imam (Vorbeter), der aus dem Odenwald stammt und in Freiburg Islamwissenschaft und Ethnologie studiert hat, betreut derzeit Häftlinge in Wiesbaden und Rockenberg 20 Stunden lang in der Woche.

Großes Interesse seitens der Insassen

Bei der Predigt oder in persönlichen Gesprächen will ihnen der 46-Jährige „spirituelle Werkzeuge“ zur inneren Zufriedenheit an die Hand geben. „Wir müssen vor allem den Hass bekämpfen“ sagt Meyer, der aus der islamischen Sufi-Tradition kommt. Über das Interesse an seinen Angeboten ist er selbst erstaunt, weil die meisten jungen Delinquenten gar nichts über den Islam wüssten. „Sie sind auf der Suche. Die Identität als Moslem wird ihnen zugeschoben“, sagt Meyer. Die meisten empfänden sich weder Deutschland noch dem Herkunftsland der Familie zugehörig. Religion allein reiche nicht, sagt der studierte Islamwissenschaftler, der aus einer Lehrerfamilie kommt.

Die Häftlinge, von denen 80 Prozent ohne Schulabschluss sind, bräuchten einen Platz in der Gesellschaft. Nach der Entlassung sollte sie in islamisch organisierten Netzwerken angebunden werden, schlägt Meyer vor. Ganz wichtig seien dabei Jobs – und die Anerkennung des Islams als Teil der Gesellschaft.

Gelder für muslimische Seelsorge aufgestockt

Meyer ist 2007 von der JVA Wiesbaden engagiert worden. Anstaltsleiterin Hadmut Jung-Silberreis ist voll des Lobes über seine Arbeit. Mit Hilfe des Imams sei es gelungen, auch Themen wie Ehre, die Rolle der Eltern oder die Gleichberechtigung der Frau mit Häftlingen zu diskutieren. „Er leistet einen wichtigen Beitrag zur Gewaltprävention“, sagt Jung-Silberreis. Ganz wichtig sei, dass Meyer Deutsch spreche.

Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann hat jetzt die Gelder für die muslimische Seelsorge auf 110 000 Euro aufgestockt. Mehr als eine Verdoppelung, sagt die CDU-Politikerin und verweist bei der Verantwortung für den bislang niedrigen Ansatz für die Betreuung von Gefangenen muslimischen Glaubens auf ihren FDP-Vorgänger. (dpa/iQ)