Muslime in der Schweiz heiraten immer seltener Andersgläubige. Religionswissenschaftler vermuten, dass die steigende Islamfeindlichkeit ein Grund dafür sein könnte.
Nach einem Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) vom Sonntag wählte im Jahr 2001 noch gut die Hälfte aller Personen islamischer Konfession in der Schweiz einen Ehepartner mit einer anderen Religion. 2013 taten es 19,6 Prozent, so die Zeitung unter Berufung auf neue Zahlen des Bundesamts für Statistik. Ursachen könnten der verstärkte Druck auf Muslime wegen Terroranschlägen oder das Minarettverbot sein. Nach wie vor sind es häufiger muslimische Männer (66 Prozent) als Frauen, die eine andersgläubige Person ehelichen.
Als Folge von aktuellen Entwicklungen, wertet Farhad Afshar, iranischstämmiger Soziologe und Präsident der Koordination Islamischer Organisationen, die Zahlen. Auslöser dafür sind nach seiner Einschätzung „Schockereignisse“ wie die Terroranschläge auf das World-Trade-Center am 11. September 2001 und die deutliche Zustimmung zum Minarettbau-Verbot durch die Schweizer 2009. Dadurch sei die islamkritische oder gar islamfeindliche Stimmung gestiegen, so Asfhar gegenüber der Zeitung. Das habe dazu geführt, dass viele junge Muslime sich im Kreis der eigenen Glaubensgemeinschaft wohler fühlen.
Diese Sicht teilt Samuel Behloul, Religionswissenschafter und Direktor der Kommission „Migratio“ der Schweizerischen Bischofskonferenz. Das Phänomen könnte aber auch kulturell zu erklären sein, sagte er unter Verweis auf fehlende Forschung. Viele Schweizer Muslime seien bosnischer oder albanischer Herkunft und deren Moschee- oder Kulturvereine Orte des Kennenlernens für Jugendliche. Er vermutet, dass bei der Partnerwahl weniger die religiöse, als vielmehr die ethnische und sprachliche Zugehörigkeit entscheidend sei. So seien Ehen zwischen bosnischen und türkischen Muslimen oder Muslimen der arabischen Welt auch selten. (KNA/iQ)