„Die Kunst ist frei“. Frei von Grenzen und Debatten. Künstler mit muslimischem Migrationshintergrund nutzen die Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute Prof. Rayan Abdullah.
Können Sie sich bitte vorstellen?
Mein Name ist Prof. Rayan Abdullah. Ich bin Professor für Typografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Meine Leidenschaft sind Schrift, Typografie und Markenbildung. Im Rahmen meiner Arbeit bei der Agentur MetaDesign habe ich mich unter anderem um die Gestaltung der Marken VW und Bugatti sowie „die Marke Deutschland“ gekümmert, indem ich den Bundesadler re-designt und ihm „die Augen geöffnet habe“.
Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit bewirken?
Im Vordergrund meiner Arbeit geht es darum, meinen Horizont und den Horizont anderer zu erweitern, eine Brücke zu anderen Kulturen zu schaffen und einen Dialog über Methodik herzustellen, um einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.
Ist Ihnen Ihr kultureller und/oder religiöser Background wichtig?
Mein gestalterisches und künstlerisches Schaffen wird beeinflusst von meinem kulturellen Background aber auch von meiner Erfahrung in und Liebe zu Europa bzw. Deutschland. Farben, Formen, Bildsprache und Sound unterschiedlicher Kulturen beeinflussen mich sehr. Ich fühle mich als Mensch, der in zwei Welten lebt, zwei Welten näher bringt und sich für den Frieden in diesen zwei Welten sehr stark einsetzt.
Studien attestieren eine steigende antiislamische Stimmung in Europa. Sind Sie persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?
Seit 1980 lebe ich in Deutschland und habe viele persönliche Diskriminierungen erlebt. Traurigerweise stammen die schlimmsten davon von Akademikern und nicht von einfachen Menschen. Aber das stärkt meine Identität und gibt mir Halt und ich fühle mich mit meiner Haltung immer bestätigt.
Denken Sie, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?
Der Islam ist wesentlich größer als Deutschland. Hier geht es nicht darum, zwei Sachen zu verschachteln. Ich denke, wir Deutsche haben viel Platz in unseren Herzen für andere Menschen die zu uns kommen und das Land zusammen mit uns gestalten wollen. Ob sie dabei beten, in eine Kirche oder in eine Moschee gehen, das ist eine persönliche Entscheidung und dabei soll es auch bleiben.