Islam-Debatte

Integrationsbeauftragte Özoguz kritisiert Reaktionen auf Islam-Aussage

Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz kritisiert die Reaktionen auf Christian Wulffs Aussage, „der Islam gehöre zu Deutschland“. Die feindselige Islam-Debatte deute auf Ängste und Unsicherheiten vor dem Fremden hin.

18
04
2015

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), hat über die scharfen Gegenreaktionen auf die Islam-Aussage des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff gestaunt. Sie habe sein Statement – „Der Islam gehört zu Deutschland“- für einen „freundlichen Akt“ gehalten, sagte Özoguz am Freitag in Berlin. Bei den dann folgenden Reaktionen sei sie irritiert gewesen. Sie hätten gezeigt, „was unter der Oberfläche da ist“. Dazu gehörten viele Ängste und Unsicherheiten vor dem Fremden.

Für sie gehörten die christliche, jüdische und muslimische Religion zusammen, so die muslimische Politikerin. Sie könne die Wurzeln ihrer Religion nicht verstehen, ohne die beiden anderen zu kennen. Özoguz äußerte sich bei einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion zum Miteinander von Menschen verschiedener Religionen und Kulturen.

Sie warb für mehr Bemühungen, das Wissen über Religionen zu verstärken. „Da investieren wir derzeit kaum Anstrengungen“, so Özoguz. Bildungspolitiker müssten sich stärker fragen, was etwa Schülern über Religionen und Weltanschauungen vermittelt werden solle. Auch dadurch lernten Kinder und Jugendliche „die Vielfalt, die wir haben, zu verstehen und damit umzugehen“. Nach ihren Angaben hat jeder dritte Schüler unter 15 Jahren „eine Einwanderungsgeschichte“.

Kirchenbeauftragte ruft zu mehr Kooperation auf

Die SPD-Kirchenbeauftragte Kerstin Griese rief dazu auf, dass die christlichen Kirchen sowie die islamische und die jüdische Gemeinschaft gemeinsam gegen extremistische Tendenzen aufbegehren sollten. Islamfeinde und radikale Islamisten verbinde, dass beide Gruppen eine pluralistische und tolerante Gesellschaft ablehnten. Zugleich müssten Probleme der Einwanderungsgesellschaft offen angesprochen werden. „Pluralität ist keine Idylle, sie muss gestaltet werden“, so Griese.

Bei vielen junge Menschen mit Migrationshintergrund sei die Bindung zur Religion durchschnittlich höher, so Griese. Sie begrüße es deshalb, dass viele Bundesländer nun islamischen Religionsunterricht einführten. Diese Bindung sei viel zu lange kaum zur Kenntnis genommen worden.(KNA/iQ)

Leserkommentare

otto sagt:
Aydan Özoguz warb für mehr Bemühungen, das Wissen über Religionen zu verstärken.
Die SPD-Kirchenbeauftragte Kerstin Griese rief dazu auf, dass die christlichen Kirchen sowie die islamische und die jüdische Gemeinschaft gemeinsam gegen extremistische Tendenzen aufbegehren sollten.
Schon eigenartig das hier die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe die konfessionslosen immerhin mehr als 1/3 der Bevölkerung gar nicht genannt wird. Und das obwohl diese Gruppe doch die Aufklärung repräsentiert ! Wir benötigen dringend einen Integrationsbeauftragten der Konfessionslosen.
18.04.15
17:55
Ute Diri-Dost sagt:
Liked!Integration für jedermann!Besonders gegen die extremistischen Tendenzen sogenannter nichtmuslimischer Islamexperten "aufbegehren "!
18.04.15
18:58
Manuel Kant sagt:
Christian Wulff hat seine persönliche Meinung zum Islam geäussert, die die Hälfte der Deutschen nicht teilen. Das ist nichts Islamfeindliches sondern eine ganz normale demokratsiche Situation. Bisher habe ich auch noch keinen Präsidenten sagen hören der Hinduismus oder Satanismus gehören zu Deutschland. Ich persönlich halte es für Klüger wenn ein Präsident sich neutral verhält und mit solchen Aussagen eine Religion nicht privilegiert. Man könnte die als einen kulturellen Rassismus deuten. Die deutsche Gesellschaft ist humanistisch und erlaubt es jedem zu glauben was er/sie mögen aber nicht unsere Gesellschaft zu klerikalisieren. Dies scheint von einem Teil der Muslime nicht vertstanden oder akzeptiert zu sein. Da besteht Qualifikationsbedarf.
19.04.15
19:16
Marita sagt:
Es gibt für Christen keinen Grund, zu akzeptieren, dass der Islam eine ebenbürtige Religion ist. Tatsächlich hat der Islam in der Geschichte den Juden und Christen (und anderen Religionen) viele heilige Stätten gestohlen. Das fing an mit der Annektion der Kaaba in Mekka, die nicht von Muslimen erbaut wurde, sondern bereits bestand. Weiter ging das mit der Annektion des Tempelberges, der für Juden heilig ist, und der Erbauung einer Moschee an dieser Stelle. Ganz zu schweigen vom Diebstahl christlicher Kirchen im Osmanischen Reicht und deren Umwidmung in Moscheen (die Hagia Sofia ist nur ein Beispiel von vielen). Und das zieht sich bis heute durch, wenn Muslime in Afghanistan Buddhastatuen sprengen oder im Irak vorislamische Denkmäler und Kunstschätze zerstört werden. Die Menschen haben also allen Grund zur Angst vor dem Islam, solange er sich nicht in eine menschenfreundliche Religion wandelt, die auch Anders- und Nichtgläubige respektiert. Die Litanei vom friedlichen Islam wird die Ängste nicht beseitigen. Die Ängste lassen sich nur beseitigen durch gelebte Friedfertigkeit. Im übrigen ist es unerträglich, dass jeder, der sich vor den Muslimen fürchtet, als Islamhasser hingestellt wird. Allein daran kann man sehen, wie kritikfähig der Islam und die Muslime sind.
20.04.15
11:34
Muhammed-Ronald Wellenreuther sagt:
Ich bin kein Anhänger des ex Präsidenten Christian Wulff. Aber ich teile die Ansicht von Aydan Özoguz, die die Aussage Wulffs „der Islam gehöre zu Deutschland“ für einen „freundlichen Akt“ hält. Die Aussage Wulffs zielte sicherlich auf die Mitbürger muslimischen Glaubens in Deutschland. Als Bundespräsident hatte er natürlich die Aufgabe, sich integrativ und konsensorientiert zu verhalten bzw. zu äußern. Die Reaktionen auf seine Äußerung wie auch die Kommentare in diesem Blog (und hier ganz besonders die Meinung von Marita) sind mir peinlich, zeugen von einer gehörigen Portion Unwissenheit und belegen auch ein Stück weit unterschwelligen Rassismus. Für mich als Muslim deutscher Herkunft steht die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört sowieso nicht zur Diskussion. Das ist eine Selbstverständlichkeit, weil wir in einem Rechtsstaat leben, der Religionsfreiheit gewährt. Der Islam gehört zu Deutschland so wie das ganze Spektrum aller anderen Religionen, zu denen sich die Menschen, die in Deutschland leben, bekennen. Ich käme auch nicht im Traum auf die Idee, in Deutschland die christlichen Religionen als „Leitkultur“ in Frage zu stellen. Das akzeptiere ich genauso wie in den östlichen Bundesländern der relative hohe Anteil von Menschen, die sich zu keiner Religion bekennen und/oder Atheisten sind.
30.04.15
9:15
otto sagt:
@Muhammed-Ronald Wellenreuther
unterschwelligen Rassismus
Da es keine Muslimische Rasse gibt kann es kein Rassismus sein - es ist wohl eher religiöse (Ideologisch) bedingtes Ingroup/Outgroup denken.
01.05.15
0:48
Iqra Suba sagt:
Es ist schlichtweg ein Armutszeugnis für eine offene Gesellschaft, wenn sie über den Kopf einer so großen Minderheit hinweg, die sich längst tagtäglich für das Funktionieren dieses Gemeinwesens einsetzt, gesellschaftlich engagiert, ehrenamtlich tätig ist, die ungeliebten Jobs übernimmt und sich trotz aller Widrigkeiten und Schwierigkeiten mit diesem Rechtsstaat identifiziert und friedlich vorlebt, dass über diese Menschen diskutiert wird, als wären sie das fünfte Rad am Wagen. Dass der Islam zu Deutschland gehört ist längst eine Selbstverständlichkeit, um diesen Fakt braucht es keinen politischen Eiertanz. Viel interessanter ist doch eigentlich, was die verbitterten Gegner dieser simplen Feststellung eigentlich bezwecken bzw. implizieren?? Si tacuisses, Marita! Ihr Kommentar offenbart leider, aus welchen einschlägigen Netzwerken Sie Ihre (Un-)Bildung beziehen. Ein bisschen Nachhilfe für Sie: Der Islam ist die Fortsetzung und Vollendung der vorherigen Offenbarungen und erkennt alle Propheten, die vorher gesandt worden sind an, also auch Jesus, Moses, Abraham usw. Dementsprechend sind Ihre schrägen Aussagen über die Kaaba einfach nur Unsinn, denn bekanntlich baute Abraham mit seinem Sohn dieses erste Gotteshaus, die ihrereits Muslime (das meint gottergeben) waren. Ganz zu schweigen von ihren höchst schleierhaften Aussagen zur muslimischen Al Aqsa Moschee. Wo leben Sie denn, dass Ihnen die gelebte Friedfertigkeit der Muslime entgeht?
03.05.15
15:19
Elsa sagt:
@Iqra Suba: Meinen Sie die gelebte Friedfertigkeit von Boko Haram, dem Islamischen Staat, der Taliban, Al-Kaida? Meinen Sie das türkische Paar in Oberursel, das einen Terroranschlag auf ein Radrennen geplant hat (im Namen des Islam)? Im übrigen ist Jesus kein Prophet, sondern der Sohn Gottes. Und die Al-Aqsa Moschee wurde doch wohl dreist auf dem Tempelberg in Jerusalem errichtet. Was soll da der anmaßende Verweis darauf, dass der Islam die Fortführung u.a. des Judentums und des Christentums sein soll? Juden und Christen sehen das wohl anders. Da kann man auch nicht einfach hergehen und alte Heiligtümer stehlen und behaupten, sie gehörten einem schon immer. Ich jedenfalls kann auf die Friedenstruppen des Islamischen Staates gut und gerne verzichten.
04.05.15
10:45
Muhammed-Ronald Wellenreuther sagt:
@Elsa: Mit der gelebten Friedfertigkeit war die überwältigende Mehrheit der Muslime gemeint, die im friedlichen Miteinander mit Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften leben und nicht die Verbrecher von Boko Haram & Co. Geben Sie sich doch bitte nicht so naiv. Auf die "Friedensgruppen" von Boko Haram & Co kann ich auch verzichten. Deren Untaten haben mit dem Islam nichts zu tun. Die Hauptleidtragenden v.a. im Hinblick auf die Zahl der Toten sind übrigens Muslime und keine Christen oder Juden. Das wird auch gerne vergessen in der medialen Diskussion.
05.05.15
21:38
Norbert sagt:
@Muhammed-Ronald Wellenreuther Und warum ist es weniger schlimm, wenn die Hauptleittragenden der islamischen Terrororganisationen und -staaten Muslime und nicht Christen und Juden sind? Wird das ganze dadurch menschenfreundlicher? Und natürlich haben die Taten dieser Organisationen und Staaten sehr wohl etwas mit dem Islam zu tun, können sie sich bei ihrem Tun doch auf den Islam und Muhammad berufen. Nicht wenige Muslime folgen doch dem Ruf dieser islamischen Terroristen, weil sie garde glauben, dass sie gar den wahren Islam darstellen.
19.05.15
11:51
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