Das neu gegründete „Muslimische Forum Deutschland“ ist laut Experten schwer einzuordnen. Die großen Islamverbände reagierten abwartend.
Zu dem „Muslimische Forum Deutschland“ haben sich Muslime, Aleviten und Jesiden auf Initiative der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zusammengeschlossen. Der liberale Islam solle so eine eigene Plattform erhalten, teilte die KAS mit. „Die Mehrheit der Muslime ist unterrepräsentiert“, heißt es in der Gründungserklärung des Forums.
„Deshalb wollen wir mit unserer Aktion der Politik einen weiteren Ansprechpartner anbieten, der die unartikulierten Positionen von Muslimen in Deutschland wiedergibt.“ Unter den Erstunterzeichnern sind der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Münster, Mouhanad Khorchide, und der Direktor des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Tübingen, Erdal Toprakyaran.
„Es ist eine zusätzliche Vertretung. Und mehr schadet in dem Fall nicht“, sagte der Aachener Theologen und Islam-Experte Thomas Lemmen dem Kölner domradio. Das liberale Islamverständnis des Forums sei jedoch nicht unproblematisch. „Das erweckt das Zeichen der Spaltung der Community, weil der Eindruck erweckt wird, man sei besser, man sei liberaler und demokratiefähiger“, so der Experte.
Scharfe Kritik äußerte Lemmen an der Entstehungsgeschichte des Zusammenschlusses. Es sei „ziemlich unmöglich“, dass die KAS einen Prozess unterstütze, der zu einer Herausbildung einer neuen islamischen Struktur führe. Das sei unvereinbar mit dem Prinzip der Trennung von Staat und Kirche in Deutschland.
Der Vorsitzende der KAS, Hans-Gert Pöttering, hatte das Forum als Bereicherung in der aktuellen Debatte über den Islam in Deutschland bezeichnet. Besonders hob er „die Betonung individueller Freiheitsrechte“ und „das klare Bekenntnis zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und der europäischen Menschenrechtskonvention“ hervor. Auch der Kirchenbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, Franz Josef Jung (CDU), begrüßte das Forum. Es schließe eine Lücke in Deutschland. (KNA)